Highlights des nachhaltigen Bauens auf der 46. Fachtagung Holzbau Baden-Württemberg 2024.

Ostfildern/Stuttgart, 24. September 2024: Über 300 Teilnehmende, 30 Aussteller und 12 Referentinnen und Referenten: Am 17. September 2024 fand das Branchenevent für holzbauinteressierte Architekten/Innen, Ingenieure/Innen und FachplanerInnen im Südwesten zum 46. Mal statt. Präsentiert wurden unter anderem Leuchtturmprojekte wie das „Roots“ in der Hamburger HafenCity oder das GBG Holzhaus FRANKLIN in Mannheim. Das Programm wurde durch proHolz Baden-Württemberg und die Hochschule Biberach organisiert und bot spannende Einblicke in die neuesten Innovationen des Holzbaus. Begleitet wurde die Fachtagung Holzbau von einer Fachmesse, Veranstaltungsort war der Hospitalhof in Stuttgart. Uwe André Kohler, Geschäftsführer von proHolzBW, eröffnete die Fachtagung, auch der Generalsponsor der diesjährigen Veranstaltung, Willi Mayer von Willi Mayer Holzbau, begrüßte die Teilnehmenden.

„400.000 Wohnungen in Holzbauweise können der Atmosphäre 10 % von Deutschlands CO2-Emissionen entziehen.“ (Prof. Uwe Sachse)
Am Morgen des dichtgepackten Vortragsprogramms gab Prof. Uwe Sachse von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen Einblicke in den „Zukunftskompass 2050“. Die Studie entsteht mit Methoden des „Backcasting“ im Auftrag der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg und widmet sich der nachhaltigen Wertschöpfung in Wald- und Holzwirtschaft mit dem Ziel, Orientierung für die zukünftige Entwicklung der Branche zu geben. Dabei geht die Studie auf aktuelle und zukünftige Tools und Trends ein – von Forest Monitoring und ESG-Datenplattformen bis hin zum digitalen Zwilling und „Carbon Currency“.

Frank Hettler von Zukunft Altbau sprach anschließend über energetische Gebäudesanierung: Gebäude verursachen in Baden-Württemberg ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs. Energieeinsparungen und CO2-Reduktionen durch Sanierung im Bestand können einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Hettler zeigte anhand der „fossilen Treppe“ Wege auf, wie wir bis 2045 unabhängig von fossilen Energieträgern werden können und erläuterte aktuelle Auflagen zur energetischen Modernisierung.

Deutschlands höchstes Holzhochhaus.
„Keine Angst vor Holz im Hochhaus!“ (Uta Meins): Mit dem Projekt „Roots“ entsteht in der Hamburger HafenCity ein 19-stöckiges Holzhochhaus mit 181 Wohnungen, Ausstellungsräumen und der Verwaltung der deutschen Wildtierstiftung. Uta Meins, Störmer Murphy and Partners GbR, Andreas Wemmer, Assmann Beraten und Planen GbR, Lisa Ansel, Hahn Consult GmbH, und Oliver Fried von Rubner Holzbau stellten das Leuchtturmprojekt vor. Das Holzhochhaus entstand auf schwierigem Baugrund unter vielen Spezialauflagen für Tragwerk und Konstruktion: die Obergeschosse wurden mit Massivholzdecken und tragenden Wänden in Massivholzbauweise errichtet, nur das Unter- und Erdgeschoss sowie die Erschließungskerne des Gebäudes sind als Stahlbetonkonstruktion geplant: „Einfache Tragwerkstrukturen und Bauweisen sind zu wählen und zu bewahren.“ (Andreas Wemmer). Mit 59,90 Metern befindet sich der Bau gerade noch im niedrigen Hochhausbereich und ließ sich somit leichter umsetzen. Eine zweite Fassade aus Glas gewährleistet den Brand-, UV- und Feuchteschutz.
Gemeinsam für das nachhaltige, klimapositive Bauen mit Holz: Minister Peter Hauk vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz BW richtete ein eindringliches Grußwort an die Teilnehmenden: „Wir brauchen eine Planungs- und Baukultur, die in Kreisläufen denkt und dem Klimawandel begegnet.“ Und: „Beim Holzbau sind wir mitten drin. Er ist sofort anwendbar, skalierbar, machbar.“

Nach der Mittagspause ging es mit den traditionellen Parallelvorträgen in Architektur- und Ingenieurwesen weiter. Hermann Kaufmann von HK Architekten stellte beispielhafte Projekte in Holzbauweise vor und wies auf die Wichtigkeit einer eigenen Denkweise für den Holzbau hin. Statt „…dem Sichtbeton nachzubauen…“, träumt er davon, dass wir für Holz eine „eigene Architektursprache entwickeln“. Dr. Patricia Hamm von der Hochschule Biberach erläuterte die Thematik der Schwingungen von Decken im Holzbau mit Blick auf den neuen EC5.

Leonhard Grosswendt von Motorlab Architekten und André Badstieber von bauart Ingenieure stellten das GBG Holzhaus FRANKLIN in Mannheim vor. Bei dem viergeschossigen Wohnhaus mit 32 Wohneinheiten sollte schon beim Tragwerk so viel Holz wie möglich zum Einsatz kommen. So sind neben dem Aufzugsschacht, Treppenläufen und Podesten aus Stahlbeton tragende Decken und Innenwände aus Brettsperrholz und Längsaußenwände sowie Giebelwände in Holzrahmenbauweise.

Am Nachmittag präsentierte Carmen Mundorff von der Architektenkammer Baden-Württemberg die Gewinner-Projekte des Holzbaupreises Baden-Württemberg 2024. Juri Troy von juri troy architects Wien / TU Wien schloss das Programm mit seiner Keynote „Holzbau – ganzheitlich anders“ ab. Wie auch schon von Vorrednern thematisiert, stellte Troy die Wichtigkeit einer eigenen Denkweise für den Holzbau in den Mittelpunkt. Am Beispiel Wien verdeutlichte er, dass schon die Städteplanung auf den Holzbau ausgerichtet sein kann. Troy: „Architekten und Ingenieure sind in der Denkweise des Massivbaus aufgewachsen und übertragen dies [immer noch] auf den Holzbau.“ Dem sollte schon in der Lehre durch Exkursionen und entsprechende Praxisanwendungen entgegengewirkt werden. Die Fachtagung wurde auch in diesem Jahr wieder von Dipl.-Architektin ETH Andrea Georgi-Tomas von ee concept GmbH in Darmstadt moderiert.  

*Uta Meins, Störmer Murphy and Partners GbR

Downloads:

Foto ROOTS Team.
Foto Begrüßung Uwe André Kohler.
Foto Begrüßung Willi Mayer.
Foto Badstieber und Großwendt.
Foto Prof. Uwe Sachse.
Foto Minister Peter Hauk MdL.
Foto Juri Troy.
Foto Fachmesse.

Fotos: proHolzBW
Bildunterschriften siehe oben.
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Esther Reinwand unter reinwand@proholzbw.de.

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