26.09.2025
Innovativer Holzbau: Zukunftsfähig bauen, verantwortungsvoll planen.
(v.l.n.r.) Moderatorin Alexandra May, Markus Nöth (proHolzBW), Christoph Jost (Pfleiderer Deutschland GmbH), Herbert Kriechhammer (Isocell) und Dr. Eike Messow (Sto)
Oliver Hilt von der architekturagentur Stuttgart
Norbert Pauly (Pfleiderer Deutschland GmbH)
(v.l.n.r.) Moderatorin Alexandra May, Dr. Eike Messow (Sto) , Oliver Hilt (architekturagentur), Norbert Pauly (Pfleiderer Deutschland GmbH), Kay Künzel (Raum für Architektur) und Jan Uetzmann (Mosaik Architekt: innen bda)
„Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit lassen sich miteinander kombinieren“.
Ostfildern, 26. September 2025. Das Nachhaltigkeit, Zirkularität und Wirtschaftlichkeit im Bezug auf den Holzbau keinen Widerspruch darstellen, davon konnten sich die rund 100 Teilnehmer*innen bei der ganztägigen Veranstaltung „Innovativer Holzbau: Zukunftsfähig bauen, verantwortungsvoll planen“ am 23.09.2025 in der Filderhalle Leinfelden-Echterdingen selbst überzeugen. Gemeinsam mit vier Kooperationspartnern wurden im Rahmen von inspirierenden Fachvorträgen und Praxisbeispielen aufgezeigt, wie Nachhaltigkeit, Zirkularität und Wirtschaftlichkeit im modernen Holzbau Hand in Hand gehen können. Aber auch der Austausch mit den Experten sowie das Netzwerken in den Pausen kam dabei nicht zu kurz.
Nach der Begrüßung durch die Moderatorin Alexandra May sowie den vier Kooperationspartnern des Events, Christoph Jost (Pfleiderer Deutschland GmbH), Markus Nöth (proHolzBW), Herbert Kriechhammer (Isocell) und Dr. Eike Messow (Sto) referierte Sebastian Schels von RATISBONA Handelsimmobilien zum Thema „Entsiegelung beginnt im Kopf – warum Bauen mit natürlichen und gesunden Materialien rentabler ist“. Schels entwarf dabei eine Vision der vier Prinzipien (Zirkuläres bauen – Gesundes bauen – Schönes bauen – Günstiges bauen) u.a. am Beispiel „Wir bauen die nachhaltigsten Supermärkte der Welt“, in der Gebäude nicht mehr zur Last werden, sondern Teil eines lebendigen Kreislaufs. Denn das zirkuläre Bauen mit gesunden und natürlichen Materialien ist kein Idealismus, sondern Zukunftsvernunft. „Wer konsequent nachhaltig denkt, baut für Generationen und für ein bleibendes Geschäftsmodell“, so Schels. Sein Fazit: „Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit lassen sich miteinander kombinieren“.
Dr. Joris Burger, System Design, Sto SE & Co. KGaA, beleuchtete im Anschluss das Thema „Kreislaufgerecht bauen mit System: Potenziale von WDVS und VHF“. Gedämmte Außenwände tragen aus seiner Sicht maßgeblich zur Reduktion des Energieverbrauchs von Gebäuden bei. Und neben der energetischen Effizienz rücken Materialeinsatz und Abfallvermeidung zunehmend in den Fokus. „Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft und die 10-R-Stufen der Kreislauffähigkeit bieten dabei konkrete Ansätze zur Steigerung der Materialeffizienz, so Dr. Burger, welches er an Hand der Fassadensysteme WDVS und VHF aufzeigte und praxisnahe Empfehlungen geben konnte, um die Kreislauffähigkeit gezielt zu verbessern.
Ein ganz besonderes Holzbau-Projekt stellte Oliver Hilt von der architekturagentur Stuttgart mit dem Vortrag „Das Dorf auf dem Dach: in Holz.recyclingfähig.im Bestand“ vor. Hilt zeigte die Herausforderungen und Lösungsansätze für die zirkuläre Bestandsaufstockung des Miniaturdorf-Projektes beim Unternehmen Karle Recycling in Stuttgart. Das Ziel des von der Holzbau-Offensive BW geförderten Kreislauf-projekts ist die Schaffung einer neuen Arbeitswelt, die im Kern aus dem Werkstoff Holz besteht und gleichzeitig aufzeigt, wie man gebrauchte Baustoffe recyclingfähig einsetzen kann, um diese weiter im Stoffkreislauf halten zu können.
Nach der Mittagspause referierten Jan Uetzmann (Mosaik Architekt: innen bda) und Norbert Pauly (Pfleiderer Deutschland GmbH) über den Erweiterungsbau der Köllnbrinkschule in Hemmingen, welches das erste kommunale Cradle-to-Cradle-Projekt der Stadt ist. Der zweigeschossige Holzrahmenbau wurde mit konsequent kreislauffähigen, schadstofffreien Materialien wie Pfleiderer LivingBoard, Brettsperrholz, Lehmbauplatten und Jutefaserdämmung umgesetzt. Tragende und aussteifende Bauteile bestehen aus Massivholz, ergänzt durch Baubuche-Elemente und Stahlstützen. Der Vortrag gab einen kompakten Einblick in Planung, Konstruktion und Materialwahl eines nachhaltigen Bildungsbaus mit Modellcharakter. Norbert Pauly betonte dabei: „Nachhaltigkeit und Zirkularität müssen zum Must-have und nicht zum Nice-to-be werden“.
Die anschließende Podiumsdiskussion mit den fünf Referenten Oliver Hilt, Kay Künzel, Dr. Eike Messow, Norbert Pauly und Jan Uetzmann beleuchtete die fundamentalen Herausforderungen, vor denen die Bau- und Architekturbranche steht: Bürokratische Hürden, wirtschaftliche Unsicherheiten und ein wachsendes Gefühl gesellschaftlicher Zukunftsangst treffen auf ambitionierte Ziele wie CO₂-Einsparung, ressourceneffizientes Bauen und Rückbau statt Neubau.
„Warum einfach, wenn’s auch kompliziert geht? Bau(t) Deutschland ab?!“ fragte sich Kay Künzel (Raum für Architektur) in seinem umfassenden Vortrag und ging dabei der Frage nach, warum Bauen in Deutschland so teuer und kompliziert geworden ist. „Unzählige Gesetze und Vorschriften, dazu noch langwierige Genehmigungsphasen, welche zusätzlich verunsichern“, so seine Einschätzung. Künzel zeigte auf, was der moderne Holzbau leisten kann und welche Rolle dabei ein fachgerecht ausgebildetes Handwerk sowie ein leistungsfähiges Ingenieurwesen spielen kann.
(Bilder: proHolzBW und Pfleiderer Deutschland GmbH)