04.12.2025
„Das Holz der 80 % - warum wir ohne Bambus nicht mehr über Nachhaltigkeit sprechen können.“
Außenansicht des Siegerentwurfs
Handwerksschule Nairobi (Prof. Hermann Kaufmann, Prof. Stefan Krötsch)
Bambuskonstruktionen von Jörg Stamm
Bambus In Kombination mit (Stampf)Lehm, kombinierbar wie auch beim Holzbau
Innenansicht Community Center CCC
Roman Kreuzer und Jörg Stamm nehmen den Siegerentwurf konstruktiv auseinander
Angewandte Forschung: Erarbeitung einer Bambus-Beton-Verbunddecke
Prinzip der Bambus-Beton-Verbunddecke
Mehrgeschossigkeit beim Bauen mit Bambus geht nur in Kombination mit anderen Materialien
Der Referent Roman Kreuzer, HTWG Konstanz
Das Seminar „Im Detail“ am Holzbau-Donnerstag stellte das Baumaterial Bambus vor.
04. Dezember 2025: Beim Holzbau-Donnerstag von proHolzBW ging es beim Format „Im Detail“ um die Einsatzmöglichkeiten und die Beschaffenheit von Bambus – ein Wunderwerk für das konstruktive Bauen. Doch selbst in den Ursprungsregionen dieses flexibel einsetzbaren und sehr schnell wachsenden Baumaterials wird der Werkstoff teils nur wenig genutzt. Roman Kreuzer von der HTWG Konstanz stellte das Projekt „Community Competence Center“ in Tansania vor.
Globale Verteilung tragender, biogener Primärbaustoffe.
Mehr als 80% der Weltbevölkerung leben in Regionen, in denen Holz zu teuer oder (noch) nicht verfügbar ist. Bambus dagegen kann genau in diesen Regionen jetzt und auch in Zukunft gut und schnell wachsen. 20% der Weltbevölkerung lebt in gemäßigten und borealen Zonen, in denen Holz als Baustoff verfügbar ist. Wiederum 20% leben in ariden, alpinen oder polaren Zonen, wo nur Lehm, Erde und Stein als Baumaterial zur Verfügung stehen. Bambus hat also als Baumaterial eine herausragende globale Relevanz für die Zukunft des nachhaltigen Bauens.
Warum Bambus?
Wo heute nichts gedeiht, kann in fünf Jahren ein Bambuswald stehen. Bambus ist innerhalb von drei bis sechs Jahren erntereif und tragfähig – im Gegensatz zu einem „normalen“ Wald, der dafür 30 bis 80 Jahre benötigt. Bambus ist eine Grasart und regeneriert sich außerdem selbst. Er treibt auch ohne Wiederaufforstung wieder aus. Sobald Bambus verholzt, wird er sehr hart, härter als Fichtenholz. Kreuzer: “Ein super Material, das sehr schnell wächst, sehr stark ist und für viele drängenden Bauaufgaben eine Lösung hat.“ Bambus liefert zudem auf derselben Fläche mehr als das fünffache nutzbarer, tragender biogener Baumasse im Vergleich zu Holz.
Mehrgeschossigkeit beim Bambusbau.
Für das Community Center in Tansania erarbeiteten ArchitekturstudentInnen der HTWG Konstanz mehrere Designideen, von denen schliesslich ein Entwurf ausgewählt wurde. Das Problem bei der Mehrgeschossigkeit bei Bambusbauten ist, wie beim Holzbau, die Geschossdecke. „Das betrifft den Bambus noch viel mehr, weil der Bambus in den Verbindungen eine weiche Konstruktion ist“, so Kreuzer. Das bedeutet, ohne weitere Baumaterialien wäre eine horizontale Aussteifung nicht möglich. Kreuzer: „Wir fragten uns, kann man Holz-Beton-Verbund auf den Bambus übertragen?“ Um sich dieser Fragestellung anzunähern, wurde der Bambus-Experte Jörg Stamm ins Team geholt. Die Zimmerei Schmäh hat ihre Werkstatt für das Projekt zur Verfügung gestellt. Und so entstanden am Bodensee Versuche zum Bau einer Holz-Beton-Verbunddecke. Mit dem Ergebnis: Verbund-Elemente mit 2,50 m Spannweite, die im Testverfahren bis zu 25 Kilonewton und mehr Druck aushielten.
Mit diesen Erkenntnissen ging das Team nach Tansania, um den Bau am Community Center zu starten. Vorher mussten noch diverse Fragen geklärt werden – von der Behandlung des Bambus gegen Termiten bis zur Frage von Qualität, Beschaffenheit und Beschaffungsquelle des Materials. Der Bambus wurde schliesslich nur 5 Kilometer entfernt von der Hochschule geerntet. Da das Wissen vor Ort teils schon verlorengegangen ist, entstand durch die Kooperation mit Studierenden vor Ort ein für beide Seiten gewinnbringender Wissensaustausch zum Bauen mit Bambus. Auch die Ziegeln für das Mauerwerk mussten zum Beispiel neu entworfen werden, um mit Blockverband bauen zu können.
Während Das Community Center in Tansania noch lange nicht fertig ist und in den kommenden Jahren Stück für Stück weiter gebaut wird, soll es nicht nur vor Ort wirken und einen Raum für Gemeinschaft und Bildung zur Verfügung stellen. Das Projekt soll auch international Strahlkraft besitzen, weitere Projekte seiner Art fördern und zum Beispiel einen Studenten-Austauschprojekte ins Leben rufen.
Abb.: HTWG
Weiterführende Links:
Projektseite der HTWG
Growing Prototype
Community Competence Center in Tansania
Der Holzbau-Donnerstag
Der “Holzbau-Donnerstag” bietet zwei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen – der „Werkvortrag“ und „Im Detail“. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.