04.10.2019
"Brandrisiko hängt nicht vom Baustoff ab"

Gutex Demonstration Feuerbeständigkeit verschiedener Dämmstoffe

Christoph Jost

Ausstellung Triple Wood

Christoph Jost (r.) im Gespräch mit Jürgen Weber (Generationenberater, m.) von der Brandschutz Akademie BW
Der 6. Freiburger Brandschutztag legt Schwerpunkt auf Brandschutz beim Holzbau – Gutex demonstriert Leistungsfähigkeit schwer entflammbarer Holzfaserdämmstoffe – proHolzBW zeigt Triple Wood Ausstellung mit beispielhaften Holzbauobjekten aus den Alpenanrainerstaaten
Ostfildern, 4. Oktober 2019. Brandschutz im Holzbau, diesen Schwerpunkt setzte die Brandschutz Akademie Baden-Württemberg beim 6. Freiburger Brandschutztag am 2. Oktober 2019 im Europapark Rust. Da Holzbau immer mehr im Kommen ist, steigt auch die Nachfrage nach entsprechender Brandschutzexpertise. Der Brandschutztag beleuchtete das Thema aus verschiedenen Perspektiven. Die rund 160 Teilnehmer konnten sich davon überzeugen, dass bei richtiger Planung nahezu jedes Gebäude, auch Hochhäuser, in Holzbauweise erstellt werden können. Zu den Referenten gehörten Brandschutzexperten, Feuerwehrleute, Gebäudeversicherer sowie mit Ulrich Wilms von der Firma Gutex, ein Produzent schwer entflammbarer Holzfaserdämmstoffe.
Die Leistungskraft der Dämmstoffe demonstrierte Wilms mit einem eindrucksvollen Versuchsaufbau, der verschiedene Gebäudedämmstoffe aus Steinwolle, Styropor und Holzfaser einer sechsminütigen Befeuerung aussetzte. Während das Styropor nach kaum 6 Sekunden vollständig verbrannt war, hielten sowohl Steinwolle als auch die Holzfaserdämmung den Flammen stand. Jedoch mit einem deutlichen Unterschied bei der gemessenen Materialtemperatur am Ende der Befeuerung. Die Holzfaserdämmung hatte sich lediglich auf 60 Grad Celsius erhitzt, die Steinwolle hingegen auf 240 Grad.
Jochen Schäfer von der Vereinigung der EU-zertifizierten Sachverständigen für den vorbeugenden Brandschutz (EuSaB e.V.) nahm den Brandschutz aus Sicht der Feuerwehr unter die Lupe: „Holz brennt langsamer und berechenbarer als andere Baustoffe und ist bei hohen Temperaturen viel stabiler als z.B. Stahl.“ Sein Fazit zum Brandrisiko von Holz im Vergleich zu anderen Baustoffen: „Das Risiko hängt von der Innenausstattung, von der Elektroinstallation und vom Verhalten der Bewohner ab, aber nicht vom verwendeten Baustoff selbst.“
Europäische Holzbaukultur
Das Potenzial des Holzbaus bei mehrgeschossigen Gebäuden kam in der Präsentation von proHolzBW-Geschäftsführer Christoph Jost zum Ausdruck. Er stellte den Tagungsgästen in seinem Vortrag herausragende Holzbauten aus dem Alpenraum vor, die wegweisend für die Entwicklung einer ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Holzbaukultur sein könnten. „Holz ist bei der Erstellung weniger energieintensiv als andere Baustoffe und auch bei den Kosten ist es längst wettbewerbsfähig“, erklärte Jost. Passend zum Tagungsort, dem Europapark Rust, zeigte proHolzBW als Partner von Triple Wood, ein Projekt der EU Strategy for the Alpine Region (EUSALP), die gleichnamige Ausstellung, mit jeweils sieben beispielhaften Holzbauobjekten aus sieben Alpenanrainerstaaten.
Ziel von Triple Wood ist es, die Entwicklung einer nachhaltigen Holzbaukultur im Alpenraum zu stärken. Neben dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg (WMBW) und proHolz Baden-Württemberg gehören Lignum Holzwirtschaft Schweiz, die Agentur für Energie Südtirol KlimaHaus, Communes Forestières d’Auvergne-Rhône-Alpes und das Wood Industry Cluster Lesarski grozd (i.V. des Slowenischen Ministeriums für Landwirtschaft, Forst und Ernährung) zu den Partnern des EUSALP-Projektes.