05.10.2020
"Für uns ist Holz eine Liebe fürs Leben"

Joachim Hörrmann, proHolzBW

Sebastian Hauck

Herbert Duttlinger und Joachim Hörrmann

Die neue Fertigungsstrasse von Willi Mayer

Cluster Innovativ bei Willi Mayer Holzbau

Alexander Gumpp
Neue Produktionshalle und Fachvorträge prägen Cluster innovativ bei Willi Mayer Holzbau
Ostfildern, 21. September 2020. Auch in einer Zeit, in der Abstand halten eine besondere Bedeutung zukommt, haben Vor-Ort-Termine ihre Berechtigung: So zu beobachten beim Cluster innovativ bei Willi Mayer Holzbau in Bisingen. Coronabedingt auf 35 Teilnehmer beschränkt, standen bei der von proHolzBW organisierten Veranstaltung die Besichtigung einer neuen Produktionshalle sowie die Präsentationen der Holzbau-Pioniere Bruno Kaiser (Bernau im Schwarzwald), Gumpp (Binswangen bei Augsburg) und Hauck (Neckarbischofsheim im Rhein-Neckar-Kreis) im Mittelpunkt. Das Leitthema des Tages „Modernes Planen und Bauen mit Holz“.
Beim Auftakt des Cluster innovativ nannte Joachim Hörrmann, Holzbau-Koordinator bei proHolzBW, das gastgebende Unternehmen „einen Glücksfall für den Holzbau, denn Willi Mayer verkörpert durch seine 90-jährige Firmengeschichte Vergangenheit und Zukunft gleichermaßen: Auf der einen Seite handwerkliche Kompetenz in Kombination mit einem besonderen Anspruch an Qualität, auf der anderen Seite unternehmerischen Weitblick für das Machbare“.
Was sich auch im Erweiterungsbau der Produktionshalle zeigt: Die neue Halle misst nunmehr 120 Meter, das Gesamtvolumen der Investition, die eine innovative Fertigungsstraße für die Produktion von Holzbau-Elementen integriert, beläuft sich auf rund 4,5 Millionen Euro. Seniorchef Willi Mayer präsentierte mit sichtbarem Stolz neben den Details der neuen Halle auch die Kenndaten seines Unternehmens: „Mit 60 Mitarbeitern bauen wir im Jahr 50 Wohngebäude in einem Radius rund um unseren Firmenstandort von rund 80 bis 100 Kilometer, Und das mit dem Werkstoff Holz, der eine herausragende Öko-Bilanz aufweist. Für uns ist Holz eine Liebe fürs Leben“.
Herbert Duttlinger, geschäftsführender Gesellschafter der Holzbau Bruno Kaiser GmbH, nannte in seinem Vortrag mit dem Anspruch „Häuser möglichst komplett in Holz mit einem hohen Grad der Vorfertigung zu bauen“ ein wesentliches Element der Philosophie des südbadischen Unternehmens. Dabei richtete er einen Appell an Investoren und Architekten: „Der Holzbau braucht genügend Zeit für die Vorplanung. Deshalb ist die frühzeitige Einbindung des holzbauausführenden Unternehmens in die Planung der Schlüssel für die erfolgreiche und effiziente Umsetzung.“ Mit einem achtgeschossigen Holzbau im Freiburger Stadtteil Weingarten stellte Duttlinger „das erste FSC-zertifizierte Gebäude in Deutschland“ vor. In der Kombination aus Holz-Rahmenbau und Brettsperrholz hat das Gebäude eine Höhe von 21,98 m und liegt damit exakt zwei Zentimeter unter der Hochhaus-Grenze. Geplant ist eine gemischte Nutzung: Im EG wird ein Supermarkt eröffnen, im Geschoss darüber wird eine Kinder-Tagesstätte gebaut, die Geschosse drei bis acht sind für Wohnungen vorgesehen. Im Rahmen eines Baustellentages im Frühjahr 2021 soll das Gebäude der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Aus dem bayerischen Binswangen war Alexander Gumpp auf die Schwäbische Alb gereist, um in seinem Vortrag „Energetisch optimierter Holzbau“ u.a. die Vorzüge des regenerativen Baustoffes Holz bei der Erfüllung der Klimaschutz-Ziele zu beschreiben: „40 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes werden durch den Bau verursacht. Um die globale Erwärmung der Erde auf ein Minimum zu reduzieren, ist es unerlässlich, mehr mit Holz zu bauen.“ Der Werk- und Baustoff Holz sei bekanntermaßen ein Kohlenstoffspeicher, während des gesamten Lebenszykluses eines Gebäudes würde der Kohlenstoff gebunden und erst nach der jeweiligen Nutzung wieder der Atmosphäre zurückgegeben. Laut Gumpp sei gerade Holz der ideale klimaschonende Baustoff für Ballungszentren und urbanes Umfeld: „In Bezug auf den Abbau des Klimakillers Kohlendioxid bauen wir Wälder in die Stadt und mildern so die Auswirkungen des spürbar vorhandenen Klimawandels!“
Die Möglichkeiten der digitalen Projektabwicklung mit BIM (Building Information Modeling) im Holzbau haben es Sebastian Hauck von gleichnamigen Holzbaubetrieb aus Neckarbischofsheim angetan. BIM beschreibt eine Methode der vernetzten Planung, Ausführung und Bewirtschaftung von Gebäuden und anderen Bauwerken mithilfe von Software. Dabei werden alle relevanten Bauwerksdaten digital modelliert, kombiniert und erfasst. Oder, um es mit den Worten von Hauck auszudrücken: „Vom Aufmaß bis zum fertigen Bauwerk planen und bauen wir seit acht Jahren auf der Basis digitaler Vernetzung“. Mittlerweile sind es rund 1700 digital erfasste Bauteile, mit denen die Hauck Holzbau GmbH ihre Gebäude plant. Dem schließe sich dann die Tragwerksplanung und die Technische Gebäudeausrüstung (TGA) an – natürlich auch mit Hilfe digitaler Vorbereitung. Laut Hauck mit deutlichen Vorteilen beim Bau eines Hauses: „Unser erstes BIM-Projekt haben wir in der extrem schnellen Bauzeit von 4,5 Monaten umgesetzt und dabei auch noch die kalkulierten Baukosten unterschritten!“.