25.02.2025
Cluster Innovativ Nagold – KITA „Hasenbrunnen“.





Joachim Hörrmann, proholzBW

Prof. Dr. Bertil Burian, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg

Julia und Roman Benz, zweib Architektur Nagold
proHolzBW-Exkursion mit Besichtigung des Vorzeigeprojekts in reiner Massivholzbauweise.
Ostfildern, 25. Februar 2025. Über 50 Teilnehmer*innen konnten sich bei der proHolzBW Cluster Innovativ Veranstaltung am 21. Februar 2025 vor Ort einen Eindruck über das neue Vorzeigeprojekt der Stadt Nagold verschaffen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die in reiner Massivholzbauweise errichtete Kindertagesstätte „Hasenbrunnen“ von den Architekten, vom Tragwerksplaner und Holzbauer ausführlich vorgestellt. Im Anschluss folgte eine Besichtigung des Gebäudes mit rund 1.500 m² Nutzfläche, welches sich noch in der finalen Bauphase befindet.
Die Räumlichkeiten sind dabei so gestaltet, dass sie wie eine offene und von allen Seiten zugängliche Wohnstube wirken. Das Konzept mit den offenen und zum Teil verglasten Gruppenräumen kann auch als Empfehlung für andere Kommunen dienen, welche mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind.
In seiner Begrüßung wies Joachim Hörrmann (proholzBW) auf das Prinzip des „Einfachen Bauens“ hin, welche für die Bauherrschaft und den Architekten im Vordergrund standen. „Ein großer Dank gilt hierbei dem Unternehmer-Ehepaar Reinhold und Heike Fleckenstein, welche das beeindruckende KITA-Projekt gestiftet hat“, so Hörrmann weiter.
Prof. Dr. Bertil Burian, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, referierte im Anschluss zum Thema „Wie viel Holzbau ist eigentlich möglich?“ Thematisiert wurden dabei die Rahmenbedingungen wie die wirtschaftliche Relevanz, die soziokulturelle Bedeutung sowie die problematische Umweltbilanz. Hinsichtlich den aktuellen Baumbeständen wurde der aktuelle Holzvorrat in Deutschland auf 3,7 Mrd. Kubikmeter Vorratsfestmeter beziffert. „Ein jährlicher Holzzuwachs von 101 Mio. Kubikmeter steht eine durchschnittliche Rohholz-Ernte von ca. 65 Mio. Kubikmeter jährlich entgegen“, so Prof. Burian. „In Baden-Württemberg ist eine entsprechende Rohstoffverfügbarkeit an Holz gewährleistet, um den vorherrschenden Bedarf an neuem Wohnraum klimapositiv zu realisieren“, so Prof. Burian weiter.
Das Architekten-Ehepaar Julia und Roman Benz von zweib Architektur in Nagold stellte den Planungsentwurf sowie die Leitgedanken hinter dem Projekt vor. Der neue fünfgruppige Kindergarten bietet Platz für bis zu 100 Kinder und wurde als zweigeschossiges Gebäude mit drei nebeneinanderliegenden flach geneigten Satteldächern geplant. Oberhalb der Bodenplatte wurde das Gebäude mit Wänden, Decken und Dächern aus Brettsperrholz/CLT errichtet. Die CLT-Wände aus astfreier Weißtanne aus dem Nordschwarzwald zeichnen sich dabei durch ihre durchgehend sichtbare Holzoberfläche aus. Als gestalterisches Highlight wurden die verschiedenen KiTA-Bereiche in die Länder-Themenfelder „Australien“, „Afrika“, „Amerika“, „Europa“ und „Asien“ unterteilt.
Tragwerksplaner Andreas Funk erklärte die Konstruktionsweise des Gebäudes, bei der zu Beginn der Planung insgesamt drei Holzbauweisen zur Auswahl standen – Holzbausteine, Holzständerbauweise sowie CLT-Platten. Die finale Entscheidung fiel auf die CLT-Bauweise mit einem hohen Vorfertigungsgrad, auch aufgrund der rund 25 prozentigen Kosteneinsparung. An stark beanspruchten Gebäudestellen kam Baubuche zum Einsatz, auch im Hinblick auf den Brandschutz.
Zum Abschluß referierten Jörg Kübler, HolzBauWerk Schwarzwald GmbH, mit einem Einblick über die Vorfertigung und Montage des Projekts, sowie Daniel Schaible, Holzbau Schaible GmbH, zu den vertiefenden Themen Statik, Schallschutz, Brandschutz, Wärmeschutz, Luftdichtigkeit, Sichtoberflächen, Installationen, Witterungsschutz während der Bauphase, konstruktiver Holzschutz sowie der Vor- und Nachgewerke. Schaible hob besonders die sehr kurze Montagezeit von fünf Wochen hervor, bei einer Gesamtbauzeit von neun Monaten.
(Bilder: proHolzBW)