27.10.2025 Esther Reinwand

DGNB-Zertifizierung von Holzbauten.

Kita in Holzbauweise in Reutlingen-Degerschlacht

Sabrina Roth, bürohauser

Heide Schuster, DGNB-Auditorin

Jessica Roth, Hoinka

Gesetzlicher Standard vs. DGNB-Zertifikat

Pre-Check: Lohnt sich eine Zertifizierung?

Meilensteine für die DGNB-Zertifzierung

„Im Detail“ bei proHolzBW zum Thema DGNB- und QNG-Zertifizierung einer Kita in Holzbauweise.

Ostfildern, 27. Oktober 2025: Beim Holzbau-Donnerstag von proHolzBW stellten die drei Referentinnen Jessica Roth von HOINKA GmbH, Sabrina Roth von buerohauser und Dr. Ing. Heide Schuster von Blaustudio anhand der  Holzbau-Kita in Reutlingen-Degerschlacht den Praxis-Check für eine DGNB Zertifizierung vor.

Die Projektleiterin des Projektes, Sabrina Roth, startete mit Details zur Kita: Der öffentliche Auftraggeber, die Stadt Reutlingen, plante einen Erweiterungsbau sowie eine Sanierung im Bestand. Die Maßnahmen sollten in Holzbauweise ausgeführt werden und durch die DGNB nachhaltig zertifiziert werden. Die Baukosten beliefen sich auf rund 2,94 Mio. EUR brutto. Baubeginn war März 2021, im Juni 2025 wurde die Leistungsphase 8 abgeschlossen. Sabrina Roth stellte die Meilensteine des Projekts für die DGNB-Zertifizierung dar.

Gesetzlicher Standard vs. DGNB-Zertifikat.
Jessica Roth von HOINKA GmbH erklärte, wie eine DGNB-Zertifizierung überhaupt aussehen kann und stellte das ineinandergreifende System der Förderung aus KfW40KfWG mit QNG (Qualitätssiegel nachhaltige Gebäude), DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) und QNG vor. Jessica Roth: „Man muss einen Gesamterfüllungsgrad all dieser Kriterien [des Kriterienkatalogs] erreichen, damit man überhaupt ein Zertifikat bekommt.“ Insgesamt 37 Kriterien wie Schadstoffvermeidung, nachhaltig gewonnenes Holz, Abfallentsorgung und viele mehr spielen hier eine Rolle. Die drei Säulen sind die Ökologische Qualität, die Ökonomische Qualität sowie die soziokulturelle und funktionale Qualität. 12 % Erfüllungsgrad wird durch die gesetzlichen Mindeststandards erreicht. Bei zertifizierten Gebäuden kann der Erfüllungsgrad beispielsweise bei 74 % liegen. Der Erfüllungsgrad ist dann auch relevant für die Auszeichnungen der DGNB – von einem Gesamterfüllungsgrad ab 80 % für Platin und ab 35 % für Bronze, beim Mindesterfüllungsgrad entsprechend niedriger.

Wann mit der Zertifizierung einsteigen?  
Heide Schuster: „Zu Beginn eines Projekts wird ein Pre-Check durchgeführt, der einmal alle Kriterien durchspielt.“ Anhand dessen kann abgeschätzt werden, welche Zertifizierung am Ende überhaupt realistisch ist. Einer der weiteren wichtigen Schritte ist die Einordnung der Nachhaltigkeitskriterien im Planungsablauf. Während man im Idealfall gleich in Phase 0 einsteigt, war ein Start beim hiesigen Projekt erst in Phase 5 möglich. Die Nachweise, die es für eine Zertifizierung braucht, müssen als Teamleistung erbracht werden (zum Beispiel Ökobilanz, ökologischer Bauteilkatalog, Erstellung eines Recyclingfähigkeitskonzeptes) und die Zuständigkeiten im Team verteilt werden. Die Vor- und Entwurfsphase wurde in der DGNB-Zertifizierung ausgespart. Schon hier finden üblicherweise DGNB-Kriterien in Bezug auf Tageslicht, Holzbau, Materialität, Flachdachbegrünung usw. Eingang. QNG und DGNB stellen zum Beispiel unterschiedliche Anforderungen an Holz. Erstellt werden muss für die genauere Zuordnung unter anderem eine Massenliste für Holz. Mit Filtertechniken, Reduzierung von Zinkflächen oder anderen Methoden kann die Boden- und Gewässerbelastung reduziert werden. Auch ein Gründach war eine der QNG-Anforderungen und musste gemäß Vorgaben geplant und umgesetzt werden. Ein weiteres Kriterium ist die Barrierefreiheit. Interessant hier das „Drei Sinne-Prinzip“ mit taktilen Beschriftungen und dem Einsatz von Kontrastfarben.

Dokumentation und Bewertung.
In der Ausschreibung werden die QNG- und DGNB-Anforderungen an die Materialien in einer Kriterienmatrix erfasst und betreffen alle Materialien, die stofflich emittieren können oder Schadstoffe enthalten und in irgendeiner Form abgeben können – wie z. B. Bodenbeläge, Farben oder Beschichtungen. Je nach DGNB-Qualitätsstufe kann eine höhere oder niedrigere Bewertung erfolgen. Bei der QNG gibt es keine Abstufung – alle Kriterien müssen eingehalten werden. Für die Ausschreibungen wurden gewerkeweise Blätter erstellt, diese Gewerkeblätter dienen als Transferinformation für die Holzbaufirma, die daraus ablesen kann, welche genauen Anforderungen an das Material gestellt werden. In einem eigens erstellten Dokumentations- und Freigabeprozess wurde definiert, wie die Produktprüfungen stattfinden können. Hier kam die Plattform Building Material Scout (building-material-scout.com) zum Einsatz, über die Hersteller ihre Produkte zum Beispiel nach DGNB oder QNG vorbewerten lassen können, über solche „DGNB-Leitprodukte“ können sich dann auch Architekten und Planer besser orientieren und informieren. Die Baufirmen können auf der Plattform Einsicht in das Projekt erhalten und Produktinformationen wie Sicherheitsdatenblätter und Zertifikate anlegen.

Am Ende ist es dann die Aufgabe der Bauleitung, anhand der Produktfreigaben über die Plattform die Materialien auf der Baustelle zu prüfen. Der letzte Prüfungsschritt der Bauleitung ist die Raumluftmessung. Bei der Gesamtbewertung, die nur durch einen Auditor stattfinden kann, werden alle Prozesse und Dokumente eingereicht und überprüft. Die DGNB verleiht dann das Vorzertifikat, auf das weitere Prüfschritte folgen, oder das finale Zertifikat. Der Mehraufwand der Zertifizierungskosten wird im Normalfall durch Förderungen und Zuschüsse gedeckt.

Abb.: Schuster/Roth/Roth

DGNB Gesellschaft für nachhaltiges Bauen
bürohauser Architekten
Hoinka GmbH

Der Holzbau-Donnerstag

Der “Holzbau-Donnerstag” bietet zwei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen – der „Werkvortrag“ und „Im Detail“. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.

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