28.07.2025
Ein Tag voller Leuchtturmprojekte der Extraklasse.
Scheffelhalle in Singen
Pfahlbauten-Museum in Unteruhldingen
Pfahlbauten in Unteruhldingen
Betriebsgebäudes von Holzbau Schmäh in Meersburg
Stadlerhaus im Altstadtkern von Konstanz
proHolzBW Holzbau-Exkursion im Raum Bodensee.
Ostfildern, 28. Juli 2025. Über 40 Teilnehmer*innen konnten sich bei hochsommerlichen Temperaturen bei der proHolzBW Holbau-Exkursion am 23. Juli 2025 gleich von mehreren Leuchtturmprojekten im Raum Bodensee überzeugen lassen. Die vier ausgewählten Bauprojekte stellten dabei die Vielfalt und Innovationskraft des modernen Holzbaus eindrucksvoll unter Beweis.
Die Tour begann mit der Scheffelhalle in Singen. Der beeindruckende Neubau, mit der Stadt Singen als Bauherr, besteht aus einer einzigartigen, nahezu stützenfreien Holzkonstruktion. „Mit dem ausgeklügelten Holzbau-Konzept verliefen die Bauabschnitte bislang reibungslos und sehr zügig“, erklärte Michael Künstle von der Tragwerksplanung Baustatik Relling vor Ort. Die Holzkonstruktion wirkt insbesondere im Dachbereich, dank der verwendeten Baubuche, beinahe filigran. Gemeinsam mit der Holzbau-Loggia vor dem Gebäude ist die Scheffelhalle architektonisch etwas ganz Besonderes. Der zweigeschossige reine Holzbau bietet bei zukünftigen Veranstaltungen über 800 Sitzplatzmöglichkeiten sowie zusätzlich 1.300 Stehplätze. Für die notwenige Sicherheit sorgt dabei eine Hochdrucknebel-Löschanlage.
Wie Holzbau bereits in der Stein- und Bronzezeit funktionierte, erfuhren die Teilnehmer*innen im ältestem archäologischen Freilichtmuseum Deutschlands, dem Pfahlbauten-Museum in Unteruhldingen. Professor Gunter Schöbel von der Universität Tübingen sowie Lukas Halter vom Architekturbüro a+r in Stuttgart erläuterten neben einer kurzen Zeitreise über die 10.000 Jahre zurückliegende Holzbau-Geschichte der Pfahlbauten die Entstehung und Zweckbestimmung der neu eröffneten Museumshalle. Der zwölf Meter hohe Holzbau symbolisiert optisch einem umgedrehten Einbaum, dem Boot der damaligen Pfahlbauer. Das Besucherzentrum präsentiert auf einer Fläche von 1.000 m2 u.a. die Originalfunde, welche zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören.
Nach der Mittagspause direkt am See auf dem Rebmannshof folgte mit der Besichtigung des Betriebsgebäudes von Holzbau Schmäh in Meersburgein weiteres Holzbaukonzept der Extraklasse. Holzbau Schmäh ist der größte Holzbaubetrieb im Bodenseekreis. Das 1872 gegründete Familienunternehmen führt Sebastian Schmäh seit 2003 in sechster Generation. Auf über 3.000 m² entstanden auf dem Firmengelände in umweltfreundlicher Holzbauweise jeweils Produktions-, Lager- und Verwaltungsflächen sowie zehn Mitarbeiter-Wohnungen in einem mehrgeschossigen Gebäudekomplex. Das innovative Holzgebäude, bei dessen Planung die Bauherrschaft mit dem Münchner Büro Klingelhöfer Krötsch Architekten zusammenarbeitete, fertigte Holzbau Schmäh nahezu komplett selbst. Sowohl die Halle als auch der Gebäudekomplex wurden hochwärmegedämmt nach dem höchsten Energiestandard KFW 40 Plus und weitgehend mit ökologischen Baustoffen errichtet. So verwertete man zum Beispiel den Lehm aus der Baugrube als Schallschutz und für die Beschwerung der Deckenelemente. Die eingesetzten Holz-Materialien können dabei sowohl mehrfach verwendet, als auch für zukünftige Gebäude wiederbenutzt werden.
Nach der anschließenden Weiterfahrt mit dem Bus, welche die Teilnehmer*innen mit der Schiffsfähre von Meersburg nach Konstanz brachte, war die letzten Station das Stadlerhaus im Altstadtkern von Konstanz. Die Herausforderung lag für die Architekten (RAUMWERK GmbH) und die Tragwerksplanung (Baustatik Relling) darin, den Dachstuhl des 1508 erbauten Hauses nach einem Großbrand 2024 wieder neu aufzubauen – natürlich mit Holz. Im Vordergrund standen hierbei sowohl die denkmalgerechte Wiederherstellung der historischen Bausubstanz, als auch die energetische und technische Modernisierung des über 500 Jahre alten Gebäudes. Das neue Hinterhaus wird derzeit in moderner Hybridbauweise aus Holz und Dämmbeton neu aufgebaut, so dass dieses danach sowohl gewerblich als auch als Wohnraum genutzt werden kann. Durch die Holzbau-Sanierung entsteht ein zukunftsfähiges Gebäude, das moderne Nachhaltigkeitsstandards erfüllt und gleichzeitig den historischen Charakter bewahrt.
(Bilder: proHolzBW)

