10.04.2025
"Einfach Bauen - gegen den Trend".




Dr. Ernst Böhm
Werkvortrag über die sieben Thesen zur Bauwende mit Dr. Ernst Böhm.
Ostfildern, 10. April 2025. Beim Holzbau-Donnerstag von proHolzBW referierte am 3. April Dr. Ernst Böhm (B&O Gruppe, Bad Aibling) im Rahmen des Werkvortrags vor über 70 Teilnehmer*innen über die aus seiner Sicht „7 Thesen zur Bauwende“. Dabei wurde erörtert, warum der Bau und der Betrieb von Wohnungen derzeit so teuer, zeitraubend und klimaschädlich ist und welche Maßnahmen zielführend sein könnten, um dem entgegenzuwirken mit dem Ziel, 50 % Einsparungen bei Kosten, Zeit und Bürokratie zu realisieren.
Um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, sollten u.a. folgende Überlegungen berücksichtigt werden: Umbau statt Abriss, keine unnötigen Bauprojekte, die im Alltag zu wenig genutzt werden und leerstehende Bestandsgebäude sinnvoll restaurieren und wieder zu Wohnzwecken nutzbar machen.
„Wir haben aktuell bis zu 84 verschiedene Vertragspartner pro Auftrag“, verdeutlicht Dr. Böhm mit seiner Aussage und gleichzeitigem Apell, dass diese Zahl deutlich zu hoch ist, im Bezug auf das Zeit- und Projektmanagement. Lösungsansätze um die Produktivität zu erhöhen, sind aus seiner Sicht die Gewerke-Trennung zu überwinden, das serielle Bauen (bevorzugt mit Holz), die GdW-Ausschreibung, Digitalisierung sowie Skaleneffekte nutzen.
Bezüglich dem Thema „Vergaberecht und Förderpraxis reformieren“, wurden die Punkte „Ganzheitliche Vergabe ermöglichen“ (Ergänzung aller releventen Vorschriften gewerkeweise oder ganzheitlich sowie Privilegierung von Einzelgewerk-Handwerksfirmen), „Fördermittel: Festbeträge statt Prozente“ (erhöht Produktivität, senkt Kosten und reduziert Bürokratie) sowie „Kooperationen statt Konfrontationen“ (frühe Zusammenarbeit mit dem Bauteam in Leistungsphase 0, um gemeinsame Ziele zu vereinbaren) aufgeführt.
Am Beispiel der Stadt München wurden Bebauungspläne im Umkreis sowie mögliche Freiflächen aufgezeigt, um den weiteren wichtigen Aspekt der (Neu)Bauland Mobilisierung zu verdeutlichen.
Im Zusammenhang mit seiner These „Einfach Bauen – gegen den Trend“, skizzierte Dr. Böhm am Beispiel zahlreicher Forschungshäuser eine mögliche Verzichtsliste auf. Dazu zählten u.a. Fussbodenheizungen, Dachdurchdringungen wie Kamine und Klimaanlagen, Sonnenschutz und Wärmedämmung. „Alles was entfällt, muss nicht geplant, abgewogen, abgestimmt, produziert, eingebaut, gewartet, modernisiert, ersetzt, getrennt und gelagert werden“, so Dr. Böhm weiter.
Ein weitere, wichtige These ist der Bürokratieabbau sowie das Ausbremsen des Umverteilungskarussells.In diesem Kontext wurden u.a. gefordert „7 % USt. statt 212 Förderrichtlinien“ sowie „Mehr Eigenverantwortung statt Bevormundung“.
Unter dem Stichwort „clean deal – statt green deal“ plädierte der Referent abschließend auf einen nötigen Kurswechsel in der Klimapolitik, verbunden mit einen Verzicht auf ein Passivhaus sowie überzogene Dämm-Standards, um so die Neubaukosten um 5 bis 15 Prozent senken zu können. Diese Einsparung käme ebenso bei Sanierungen von Bestandsgebäuden zugute.
Der Holzbau-Donnerstag
Der “Holzbau-Donnerstag” bietet zwei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen – der „Werkvortrag“ und „Im Detail“. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.
(Bilder: Aus Präsentation Dr. Ernst Böhm)