30.03.2017
Fachlicher Austausch der Grünen mit proHolzBW und Holzbauverband BW
Am Mittwoch, 23. Februar 2017, luden proHolzBW gemeinsam mit dem Verband Holzbau Baden-Württemberg Parlamentarier der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen aus dem Landtag von Baden-Württemberg zu Fachgesprächen im Forum Holzbau ein. Beim Parlamentarischen Frühstück fand ein reger Austausch zu verschiedenen Themenschwerpunkten rund um das Bauen mit Holz statt. Im Fokus standen der kontinuierliche Wohnraumbedarf insbesondere im urbanen Raum, die Landesbauordnung Baden-Württemberg, die Erhaltung traditioneller Gebäude und der Gedanke der Nachhaltigkeit in Bezug auf das Bauen in Verbindung mit dem Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept (IEKK) der Landesregierung.
Beim Parlamentarier-Treffen am Mittwoch, 23. Februar 2017, tauschten sich Vertreter des Holzbauverbands Baden-Württemberg (Holzbau BW) und proHolzBW im Forum Holzbau mit Landtagsabgeordneten der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen aus, darunter Susanne Bay, Sprecherin für Bauen und Wohnen sowie im Wirtschafts- und Finanzausschuss tätig, Frau Irina Stotz, Parlamentarische Beraterin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau, Dr. Bernd Murschel, Umweltpolitscher Sprecher sowie Martin Grath, Handwerkspolitischer Sprecher. Joachim Hörrmann moderierte das Gespräch als Koordinator für Holzwohnbau für Flüchtlinge beziehungsweise sozialen Wohnungsbau der proHolzBW und ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Holzbauverbandes Baden-Württemberg. Hörrmann holte die Gesprächspartner zu Anfang mit seiner steilen Aussage „Wir müssen nicht jammern“ ab, und verwies auf die bereits positiven Entwicklungsschritte der letzten Jahre und den derzeitigen Holzbauboom.
Hauptgeschäftsführer von Holzbau Baden-Württemberg Thomas Schäfer begrüßte die Gäste von Verbandsseite und stellte die Aufgaben von Holzbau BW als dem „Rathaus für Zimmerer“ vor, darunter die Technik- und Rechtsberatung sowie die bundesweit in dieser Form einzigartige Aus-, Weiter- und Fortbildung. Danach gab er einen Überblick zu den verschiedenen Verbänden und Organisationen im Forum Holzbau. „Der Bauwirtschaft geht es sehr gut“, stellte Schäfer fest. „Dabei ist der Wohnungsbausektor die treibende Kraft. Holzbau bekommt dabei immer mehr Aufwind. Mit knapp 30 Prozent Holzbauquote in Baden-Württemberg bei Ein- und Zweifamilienhäusern ist der Holzbau so gut wie nirgends“, gab er den Gesprächspartnern diesen Spitzenwert im gesamtdeutschen Vergleich freudig mit. Jedoch liegt der Wert im Mehrgeschossbau bisher nur bei knapp drei Prozent. Er betonte weiterhin die geringen Energiekosten in der Vor- sowie Nutzungsphase. „Dass Holz Einzug im Koalitionsvertrag gehalten hat, ist ein wirkliches Privileg“, bemerkte Schäfer begeistert. Er ließ allerdings auch wissen, dass in der Landesbauordnung (LBO) noch manches dem Holzbau entgegen stehe.
Hörrmann berichtete über seine Erfahrungen bei der Vermittlung von Bedarfen der Kommunen und Angeboten der Holzbauunternehmen in Zeiten der Flüchtlingswellen. Nach wie vor werde Wohnraum in großer Zahl nachgefragt, insbesondere in Ballungszentren bestehe Wohnungsknappheit. Diese Chance sollte genutzt werden, um das Bauen mit Holz im positiven Sinne voranzubringen. Bay gab zu bedenken, dass die Art und Weise wie wir bauen unmittelbar einen sehr starken Einfluss darauf habe, wie wir wohnen. Dies seien gesellschaftliche Fragen. „Bei Gesundheitsaspekten, Fragen zur Entsorgung und des Recyclings sowie bei Betrachtung von Holz als Kohlenstoffsenke durch den Speichereffekt solange stofflich genutzt wird – es spricht alles für Holz“, sprach sich Hörrmann für die Verwendung des nachwachsenden Bau- und Werkstoffs aus.
Dr. Murschel bestätige, dass Holz ein positiv besetztes Thema sei. Zum Integrierten Energie- und Klimaschutzkonzept (IEKK) der Landesregierung rief er ins Gedächtnis, dass dieses als Produkt der Grünen mit der SPD gemeinsam auf den Weg gebracht wurde. Jedes Ressort der jetzigen Koalition mit der CDU habe Eigenverantwortung für die entsprechende Anwendung des IEKK. Weiterhin brachte er traditionelle Gebäude und das Handlungsfeld Restaurierung ins Gespräch. „Es herrscht ein Idealismus, wenn es um die Restauration historischer Gebäude geht“, erläuterte Restauratoren-Experte Gerd Renz. „Die Unterstützung hält sich sehr in Grenzen, es fehlen in vielen Fällen die Finanzen. Auch die steuerlichen Vergünstigungen reichen nicht aus, vielmals sollen die Kosten auf Private abgewälzt werden, da die Kommune kein Geld zu haben angibt“, so Renz weiter. Thomas Schäfer fasste zusammen, dass oftmals erhaltenswerte Gebäude verfallen oder billigst vermietet werden. Das hänge mit der negativen Entwicklung der Wohn- und Lebenskultur zusammen.
Bay zeigte sich interessiert darüber, wo die Holzbauexperten Handlungsbedarf sehen. Hörrmann ließ zunächst wissen, dass es einen Engpass bei hochqualifiziertem Personal, nicht Hilfskräften, gibt. Danach ergriff Experte Wolfgang Schäfer, Leiter des Referats Technik bei Holzbau BW, zum Thema Brandschutzvorschriften der LBO das Wort. „Um den hohen baulichen Anforderungen aus dem Wege zu gehen, wird häufig auf den technischen Brandschutz verwiesen. Die hierzu gehörenden Brandmeldeanlagen bringen jedoch eine enorme Kostensteigerung beziehungsweise hohe laufende Kosten mit sich – das ist nicht die Lösung“, so Schäfer. „In Sachen Energieeinsparverordnung jedoch können wir problemlos strengere Vorgaben erfüllen. Holz ist noch nicht am Ende, das Passivhausniveau kann von Seiten des Holzbaus ohne Probleme Standard werden“, erläuterte der Referatsleiter weiter. Ein weiteres Missverständis sei, dass es beim Brandschutz nicht um Unterschiede bei den Bauweisen im wichtigen Bereich „Gefahr von Leib und Leben“ gehe. Es sind andere Themen zu adressieren. Dabei ist der – nach der Personenrettung – erforderliche Brandangriff und darauffolgend die Brandwache zu nennen.
Die von der Bauordnung vorgegebene Standzeit im Brandfall je nach Gebäudegröße beziehungsweise -klasse kann der Holzbau problemlos erfüllen. Jedoch erfordert die Brennbarkeit des Baustoffes eine besondere nachfolgende Überprüfung der Bauteile zum Beispiel auf Glutnester. „Uns scheint es, dass bislang auf eine unbegründete versicherungstechnische Problematik und einen unzumutbaren Mehraufwand bei der Brandwache verwiesen wird“, gab der Technikexperte zu bedenken. „Klar ist, dass die sinnvollen Veränderungen im Baurecht auch bei der Feuerwehr zu einer Neuausrichtung führen müssen.“
Weiterhin gab es einen Austausch über die sogenannte Wohnraumallianz. Hörrmann sprach sich dafür aus, dass sich die Sichtweise der Holzbauvertreter insbesondere unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit im Gremium abbilden sollte. „Der Nachhaltigkeitsgedanke muss insgesamt erneuert werden“, appellierte Hörrmann. „Schließlich verstehen viele Vertreter im Bereich der Nachhaltigkeit die Erfüllung dieses wichtigen Kriteriums darin, dass Kopierpapier eingespart werde oder dass es ein entsprechendes Energiekonzept geben muss. Von Bauen ist gar nicht die Rede, obwohl hier ein enormes Potential liegt.“