06.02.2025
Fachtagung „Zukunftsmarkt Hybridbauweise für den Wohn- und Objektbau“ setzt erneut Impulse.


Ministerin Nicole Razavi, Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen BW

(v.l.n.r.) Podiumsdiskussion mit den Referenten Adrian Blödt, Christian Schmid, Jannis Reger und Moderatorin Andrea Georgi-Tomas

(v.l.n.r.) Konstantin zu Dohna, Holzbau BW und Thomas Möller, Bauwirtschaft BW

Kooperationsbörse
Über 200 Teilnehmer bei der Fortsetzung des neuen Veranstaltungsformates von Holzbau BW und Bauwirtschaft BW.
Ostfildern, 6. Februar 2025. Bereits zum zweiten Mal trafen sich über 200 Unternehmer des Holzbaus und aus dem mineralischen Bereich, Architekten, Bauingenieure und kommunale Vertreter zum Dialog im Rahmen der Fachtagung „Zukunftsmarkt Hybridbauweise für Wohn- und Objektbau“. Das Event in der Filderhalle in Leinfelden, gemeinsam veranstaltet von Holzbau BW und Bauwirtschaft BW, bot eine Vielzahl an hochkarätigen Referenten mit Fachvorträgen zu aktuellen Themen und Entwicklungen rund um die Hybridbauweise. Die durch proHolzBW organisierte Veranstaltung wurde wieder von einer Kooperationsbörse begleitet, bei der sich zahlreiche Teilnehmer/innen im Anschluss an die Vorträge miteinander vernetzen konnten.
Eröffnet wurde die Fachtagung durch Gerd Renz, Präsident Holzbau Baden-Württemberg, sowie durch Markus Böll, Präsident Bauwirtschaft BW. Gerd Renz sprach in seiner Begrüßungsrede davon, dass es unumgänglich sei, „gemeinsame Chancen zusammen anzugehen“, um die Vorteile beider Bauweisen in Holz und Mineralisch zusammenzubringen. Markus Böll ergänzte diesen Leitsatz mit der Aussage „Holzbau und Massivbau sind kein Gegensatz – wir brauchen beide Bauweisen um für den Klimaschutz ein optimales Ergebnis zu erzielen“. Ministerin Nicole Razavi, Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen BW, sprach sich für einen „Strategiedialog für schnelleres Bauen“ aus und forderte eindrücklich „dass bauliche Standards in Zukunft sinnvoll reduziert werden müssen“.
Martin Langen von B+L Marktdaten referierte zum Thema „Marktanalyse – Neue Aspekte der Bauentwicklungen 2025“ über den aktuellen Stand und die Prognosen beim Miet- und Kaufpreis von Immobilien, bei Baugenehmigungen sowie den derzeitigen Zinsentwicklungen der EZB. Langen gab darüber hinaus auch Auskunft über die Steigerung der Effizienz im Bauprozess, die Auswirkungen der EU-Taxonomie sowie die neusten Bauprognosen für Neubau und Renovierung bis zum Jahr 2028.
Jannis Reger (HHK Plan GmbH) stellte den Teilnehmenden das Thema „Systematisches und hybrides Bauen aus Sicht der Planung, Koordinierung und Kooperation“ vor und verglich dabei die Bauweisen Massiv, Holz und Hybrid miteinander. Dabei wurde die konventionelle mit der „sms-Bauweise“ (seriell, modular und systemisch) an Hand ihrer Schnittmengen im Bereich hybride Bauweise und serielles Bauen erläutert sowie die jeweiligen Stärken und Risiken näher definiert.
Im Anschluss folgte mit der Vorstellung des Vinzenz Areal in Wangen im Allgäu ein Innovationsprojekt im Holzhybridbau mit 119 Wohneinheiten. Sebastian Geiger und Johannes Fürst (Georg Reisch GmbH & Co. KG) stellten an Hand des Projekts nachhaltiges Bauen im Massiv-, Hybrid- und Holzbau vor. Nach dem Motto „Ein Bauvorhaben, viele Innovationen“ gingen die beiden Referenten näher auf die Begriffe „C2C Balkone“, „RETO“, „Monitoring“, „Urban Mining“ und „Evaluation“ ein. Ein besonderes Highlight dabei: Treppenhaus und Aufzugsschacht wurden in einer „Just-in-Time-Montage“ in Holz erstellt.
Christian Schmidt (Matthäus Schmid Bauunternehmung GmbH & Co. KG) präsentierte an Hand des Projekts Klostergarten in Laupheim mit 110 Wohneinheiten eindrucksvoll, wie das hybride Bauen aus einer Hand funktioniert. Er zeigte dabei die Schnittstellen, Zielkonflikte und deren Lösungen bei dem Bauobjekt auf, welches ab dem EG in Holzbauweise errichtet wurde. Ein abschließender Baukostenvergleich zwischen Massivbau und Holzbauelementen brachte darüber hinaus Transparenz in die vorgestellte Baukonstruktion. Das innovative Quartierskonzept überzeugte durch Projektidee und Planung sowie Umsetzung und Bau bis hin zum ökologischen Betrieb mit regenerativer Energie vom eigenen Dach.
Nach der Mittagspause referierte Felix Schwarz, B. Sc. von der Universität Graz über seine Masterarbeit „Entscheidungsfaktoren im Holzbau“, bei der die Immobilienentwickler im Fokus standen. Schwarz ging in seiner Studie zum Thema dabei der Frage auf den Grund, welche Entscheidungsfaktoren beeinflussen große Immobilienentwickler bei ihrer Entscheidung, mit Holz zu bauen.
Wie ein materialgerechter Einsatz von Holz und Beton sinnvoll gelingen kann, erfuhren die Teilnehmer/innen am Beispiel des Projekts Wohnwerk Mannheim von Frederik Ehling (DGJ Architekten). Im Anschluss stand das Thema „Quo Vadis Aufzugsschächte – was geht mit welcher Bauweise, schalltechnische Anforderungen und Lösungen?“ im Fokus von Adrian Blödt (Ingenieurbüro Blödt Kohlberg). Dabei wurden u.a. die Motivation und Grundlagen, die Konstruktionsprinzipen und Messergebnisse, der Einfluss der Aufzugtechnik auf den Schallschutz sowie die Prognosemöglichkeiten näher beschrieben.
Zum Abschluss der Fachtagung stellte Prof. Jürgen Graf von der Universität Kaiserslautern die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft in der Hybridbauweise vor. Als ein mögliches Beispiel für das zirkuläre Konstruieren nannte Graf die Demontierbarkeit durch reversible Verbindungen mit Konusadaptern, die eine einfache Rückbaubarkeit und Wiederverwendung aller Bauelemente gewährleisten sollen. Es folgten dabei u.a. fünf Betrachtungsebenen der Kreislauffähigkeit am Beispiel einer Holz-Außenwand. Die anschließende Podiumsdiskussion mit den Referenten Jannis Reger, Christian Schmid und Adrian Blödt beleuchtete die Perspektiven und Besonderheiten der Hybridbauweise heute – und in der nahen Zukunft.
Die 14 Unternehmen Rubner Holzbau, Kjuup Immosnapp GmbH, müllerblaustein, OLAAR GmbH, ZÜBLIN Timber, UNGLEHRT GmbH & Co. KG, Implenia Holzbau Engineering c/o Implenia Fassadentechnik GmbH, Grünvogel Immobilien GmbH, G+S Holzbau GmbH, Pfleiderer Deutschland GmbH, Hybrid Bau Schwarzwald, SYNdikat Zimmerei AG, HAMMER Holzbautechnik GmbH und CECON Buildings GmbH waren Teil der Kooperationsbörse, die zum Abschluss der Fachtagung angeboten wurde. Dabei konnten projektbezogene Kontakte vor Ort in die Tat umgesetzt sowie Networking mit den Teilnehmenden betrieben werden. Die Moderation der Fachtagung übernahm Dipl.-Architektin Andrea Georgi-Tomas (ee concept GmbH, Darmstadt).
(Bilder: proHolzBW)