22.02.2024
Feuchtemanagement bei Holzbauprojekten – Belastung oder Hilfe für Holzbaubetriebe?
Der Werkvortrag am Holzbau-Donnerstag vom 22. Februar 2024.
Ostfildern 22. Februar 2024. Die Auftakt-Veranstaltung des Holzbau-Donnerstags von proHolzBW in diesem Jahr startete mit einem essentiellen Thema des Holzbaus: Worum ist Feuchtemanagement beim Holzbau sinnvoll und was sind die Herausforderungen in Bauphase, Gewährleistungsphase und Nutzungsphase? Helmut König vom Büro Herz & Lang GmbH in Weitnau führte die Teilnehmer des Online-Seminars durch die verschiedenen Arten von Feuchteschäden, geeignete Schutzmaßnahmen sowie juristische und Gewährleistungsfragen.
Auch wenn Feuchteschäden in den letzten Jahren von der Quantität her abgenommen haben – allein der monetäre Gesamtaufwand durch Feuchteschäden ist von 2016 bis 2019 mit 23 % enorm gestiegen. Das bedeutet: Die Regulierung eines Bauschadens verursacht immer höhere Kosten. Und: 89 % der vermerkten Bauschäden sind Feuchte- oder Feuchtefolgeschäden. 90 % aller Schadensfälle fallen direkt in den Bereich des Handwerkers und Holzbauers: Von der Bauüberwachung, Ausführungsplanung und Schutzmaßnahmen bis hin zu Schnittstellenproblematik oder Ausführungs- und Montagefehlern. Hier wird deutlich, warum ein eigenes und gut geplantes Feuchtemanagement sinnvoll ist. Dabei werden in etwa 90 % der Schadenfälle innerhalb der ersten fünf Jahre gemeldet und liegen damit auch innerhalb der Gewährleistung.
Schadensereignisse
Welche Arten von Feuchteschäden gibt es? Bei den Einflüssen von außen spielt in der Bauphase natürlich die Witterung eine Rolle, auch „vergessene“ Öffnungen, (fehlende) Entwässerungsleitungen, Vandalismus oder Löschwasser. Von innen können Probleme wie „eingebaute“ Feuchtigkeit auftreten, Leitungswasserschäden und ebenso Vandalismus oder Löschwasser. Auch in der Nutzungsphase später ereignen sich verschiedene Schadensfälle durch Feuchtigkeit.
Bewertung
Für den Holzbauer ist wichtig festzustellen, um welche Bauart es sich handelt, und welche Baustoffe und Konstruktionen besonders feuchte-sensibel sind, also Feuchtigkeit schnell aufnehmen, und ob eine Rücktrocknung schnell oder langsam erfolgen kann. So ist ein Feuchtegrad von 25 % bei der Buche bedenkenswert, da ab diesem Wert die Festigkeit des Materials nachlässt. Auf der anderen Seite kann ein kurzer Regenschauer auf Brettsperrholz, wenn das Regenwasser sofort ablaufen kann und das Material schnell wieder abtrocknet, problemlos sein. Hier wird deutlich, warum die genaue Definition eines Feuchteschadens eine Herausforderung für sich sein kann. Aus juristischer Sicht ist entscheidend, was vertraglich vereinbart wurde, und was der Auftragnehmer üblicherweise erwarten kann. Die technische Bewertung muss über die schadensfreie Rücktrocknung entscheiden und feststellen, ob weitere Bauteile betroffen sind. Auch die mikrobielle Bewertung bezüglich der Bildung von Schimmelpilzen und holzzerstörenden Pilzen ist relevant.
Der Referent stellte zudem Informationsmaterialien und Richtlinien vor, die bei Planung und Umsetzung von Feuchteschutz Hilfestellung leisten. Dennoch gilt: Feuchtemanagement muss bei jedem Projekt individuell geplant werden! Feuchtemanagement inklusive Feuchtemonitoring ist dabei schon beim Bau eines Einfamilienhauses sinnvoll, bei einem mehrgeschossigen Holzbau dagegen Pflicht.
Abbildungen: Helmut König.
Mehr zur Arbeit des Büros Herz & Lang.
Der Holzbau-Donnerstag
Der “Holzbau-Donnerstag” bietet drei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen: Jeden ersten Donnerstag im Monat findet “Der Werkvortrag” statt, jeden zweiten Donnerstag im Monat das Seminar “Im Detail” und jeden dritten Donnerstag im Monat das Seminar “Cluster Innovativ”. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.