17.09.2019
Holz im Verbund mit anderen Werkstoffen

Prof. Markus Milwich

Prof. Stefan Krötsch

Yves Mattern

David Käse

Christian Leber

Cross Cluster ermöglicht den Kontakt mit neuen Partnern und stellt innovative Holz-Hybrid-Produkte vor
Ostfildern, 17. September 2019. „Das Cross Cluster ist genau der richtige Rahmen, um den Blick über den´eigenen Tellerrand`hinaus zu richten und voneinander zu lernen“, so die einführenden Worte von Moderator Prof. Markus Milwich, Deutsche Institute für Textil und Fasserforschung Denkendorf, bei der Eröffnung der Veranstaltung. 35 Teilnehmer waren der Einladung der Allianz Faserbasierte Werkstoffe Baden-Württemberg (AFBW) und von proHolz BW gefolgt, um sich im Forum Holzbau in Ostfildern über die Marktpotentiale im Bereich Holz und Faser kundig zu machen.
Bei der Begrüßung erläuterten Vanessa Blaß, AFBW, und Uwe André Kohler, proHolz BW, das Motiv des Veranstaltungsformates Cross Cluster: „Wir richten damit den Fokus auf die Verbindung neuer Partner und die Entwicklung innovativer Produkte aus Holzfasern im Verbund mit anderen Werkstoffen, um der steigenden Nachfrage nach ökologisch hergestellten Produkten Rechnung zu tragen.“
Prof. Stefan Krötsch, Hochschule Konstanz, betonte in seinem Auftaktreferat „die Nachhaltigkeit des Baustoffes Holz“ mit dem Hinweis, „dass wir in Deutschland mit rund drei Milliarden Kubikmeter über den größten Holzvorrat in der EU verfügen“. „Gleichzeitig“, so Krötsch weiter, „würde lediglich etwas mehr als ein Drittel des Holzvorrates für alle Neubau-Vorhaben in Deutschland benötigt“. Folglich sei es nach Einschätzung von Krötsch zwingend notwendig „das Klima durch die Verwendung des Baustoffes Holz zu entlasten“. Sein Fazit: „Ziel muss es sein, belastende Materialien zu ersetzen. So verursachte z.B. die Herstellung von Zement im Jahr 2013 bis zu neun Prozent des weltweiten Kohlendioxidaustosses.“
Aus dem Studium direkt in die Gründung – Yves Mattern, Lignoa Leichtbau GmbH, wagte im September 2018 den Schritt in die Selbständigkeit und hat zusammen mit seinem Partner Philipp Strobel ein Unternehmen gestartet, das mit dem „Wooden 3D Tubing“ nach Aussage von Mattern „das weltweit einzige Verfahren für 3D geformte Holzrohre“ entwickelt hat. Die Rohre aus überwiegend Buchenholz finden Verwendung für Alltagsgegenstände wie Fahrräder, Kinderwagen oder auch Möbel. Highlight seines Vortrages war die Vorstellung eines futuristisch anmutenden Rollstuhles, der laut Mattern „mit sehr guten Stabilitäts- und Dämpfungseigenschaften für alle Anforderungen eingesetzt werden kann“.
David Käse, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), stellte in seiner Präsentation „die Entwicklung furnierbasierter Holzbaustrukturen für Schienen- und Straßenfahrzeuge“ vor. Konkret entwickelt die DLR im Rahmen eines bis 2020 laufenden Projektes in Zusammenarbeit mit Alstom (Türflügel und Seitenwandsegment) und Volkswagen (Türaufprallträger) neue Materialkombinationen, bei denen Furniere aus Buchenholz in Verbindung mit Stahl- und Aluminiumblechen Einsatz finden. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: „Steifigkeit und Druckfähigkeit werden im Verbund Holz/Alu höher, wir haben niedrigere Kosten und eine Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen und das ganze Bauteil wird auch noch um 15 Prozent leichter“, so Käse. Auch die Perspektiven sind nach Einschätzung des studierten Maschinenbauers gut: „Holz-Hybridstrukturen haben ein großes Potenzial für den Einsatz in Fahrzeugen!“
„Composite Core Systemdecke“ – das von Christian Leber, phip international“, entwickelte Trägersystem kann für Spannweiten von acht bis zwölf Meter mit einer Deckenhöhe von 40 bis 60 cm eingesetzt werden. Die Holz-Beton-Verbunddecke (HBV) verfügt nach Aussage von Leber „über eine hohe Tragfähigkeit, sie gewährleistet beim Brandschutz einen Feuerwiderstand von 90 Minuten und in Längs- und Querrichtung lassen sich problemlos die Installationen der Technischen Gebäudeausrichtung einrichten“.
Das Cross Cluster wird auch 2020 seine Fortsetzung finden, Prof. Milwich kündigte den nächsten Termin im Zusammenspiel zwischen AFBW und proHolz BW für das kommende Frühjahr, voraussichtlich Ende März/Anfang April, bereits an.