17.10.2018
Impulsgeber Holzhochhaus
Rund 170 Architekten, Ingenieure, Holzbauunternehmer sowie Entscheider aus Politik und Wohnungswirtschaft besichtigen höchstes Holzhaus Deutschlands in Heilbronn – Skaio hat Potential neue Standards im Hochhausbau zu setzen
Ostfildern, 17. Oktober 2018. Auf dem Bundesgartenschaugelände in Heilbronn entsteht derzeit Deutschlands höchstes Gebäude in Holzbauweise. Das Skaio, so der Name des Bauwerks, ist ein Novum und aus vielerlei Hinsicht für Experten interessant. Deshalb hatte proHolzBW in Zusammenarbeit mit der Stadtsiedlung Heilbronn, dem verantwortlichen Architekturbüro Kaden und Lager sowie dem Bauunternehmen Züblin am 12. Oktober 2018, zehn Tage nach dem Richtfest, einen Besichtigungstag für Fachpublikum organisiert. Rund 170 Architekten, Ingenieure, Holzbauunternehmer sowie Entscheider aus Politik und Wohnungswirtschaft waren der Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit zum fachlichen Austausch mit den an Planung und Umsetzung des Holzhochhauses beteiligten Experten.
Nach den Grußworten der Geschäftsführer von Stadtsiedlung, Bundesgartenschau und proHolzBW, Dominik Buchta, Hanspeter Faas und Christoph Jost, starteten die Besucher in kleinen Gruppen zur Besichtigungstour. An fünf über das Gebäude verteilten Stationen empfingen Architekt Markus Lager, Thorsten Kober (bauart Konstruktions GmbH, Berlin), Dirk Kruse (Dehne Kruse Brandschutzingenieure GmbH, Gifhorn), Anders Übelhack (ZÜBLIN TIMBER, Aichach) und Stefan Bärwald (ZEAG Energie AG, Heilbronn) zu Fachvorträgen, in denen sie die Architektur, Statik und Bauphysik, das Brandschutzkonzept, die Baukonstruktion sowie die Haustechnik und Energieversorgung des Gebäudes vorstellten. Erste Fragen konnten die Gäste direkt im Anschluss an die Vorträge stellen. Wer alles zunächst auf sich wirken lassen wollte, hatte dann auch noch bei der Abschlussdiskussion mit allen Referenten Gelegenheit, dies nachzuholen.
Skaio könnte neue Standards für den Hochhausbau setzen
Nach aktuellem Stand dürfen Gebäude der Klasse 5, also Hochäuser, nur in Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg aus Holz gebaut werden. Da es bislang noch keine vergleichbaren Gebäude gibt, fehlen standardisierte Richtlinien für den Bau von Holzhochhäusern. Experten erhoffen sich nun, dass von Skaio Impulse für deren Entwicklung ausgehen. „Wir befinden uns an einem Startpunkt, ähnlich wie ihn der mehrgeschossige Holzbau vor einigen Jahren erlebt hat“, sagt Thorsten Kober. Damals habe man Zweifel gehabt, ob der mehrgeschossige Wohnbau in Holz überhaupt eine Perspektive habe. Heute mit der fortschreitenden Standardisierung habe er das Potential, sich zum neuen Zugpferd der Branche zu entwickeln.
Ähnliche Erwartungen stecken die Experten auch in die Arbeit der Brandschutzplaner. Sie orientierten sich bei ihrem Konzept an der allgemeinen Hochhausrichtlinie. Kern der Richtlinie sei dabei das Treppenhaus, das aus Stahlbeton errichtet wurde. Es wird im Brandfall unter Überdruck gesetzt, sodass kein Rauch und keine Flammen eindringen können. Bereits im Treppenhaus ist die Gefahrensituation die gleiche, wie draußen vor dem Gebäude. In den Wohnbereichen wird Brandschutz durch die Bauteile erreicht, die laut Dirk Kruse undurchlässig für Feuer und Rauch seien und die geforderte Feuerbeständigkeit von 90 Minuten bedenkenlos erfüllten. Die tragenden Wände und Geschossdecken seien zudem aus Massivholz, das nur an der Oberfläche brennt. Glutnester oder schwer zu bekämpfende Hohlraumbrände können so gar nicht erst entstehen. Zum Sicherheitskonzept gehört auch eine Hochdruck-Sprinkleranlage. Diese werde jedoch nur benötigt, um den durch die bodentiefen Fenster möglichen Brandüberschlag in ein darüber liegendes Geschoss zu verhindern, so Kruse.
„Die Vielfalt der heute anwesenden Personen zeigt, dass das Thema Holzhochhaus eine ganze Branche bewegt. Hier sind Architekten und Ingenieure, Vertreter aus den Kommunen, von privaten und öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften, Zimmerer und Zuliefererbetriebe“, sagte Christoph Jost zum Abschluss des Besuchstages in Deutschlands erstem Holzhochhaus und ergänzt: „Wir freuen uns besonders, dass mit diesem Gebäude erneut ein Meilenstein des Holzbaus in Baden-Württemberg gesetzt wird, dem Holzbaubundesland Nr. 1.“
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