14.07.2020
Nasslager – effektive und schnelle Maßnahme für die Konservierung von Kalamitätsholz
proHolzBW im Gespräch mit Joachim Prinzbach, Vorstand der forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald eG (FVS)
Aufgrund der angespannten Lage in der Holz- und Forstwirtschaft seit 2018 durch Trockenheit und Stürme fällt viel Kalamitätsholz an. Die Corona-Krise tut ihr Übriges, um die Situation zu erschweren. Erhebliche Mengen an Holz können nicht schnell genug vermarktet werden. Eine Lösung ist in diesem Fall das sogenannte „Nasslager“. proHolzBW hat bei Joachim Prinzbach, Vorstand der forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald eG (FVS), nachgefragt.
proHolzBW: Herr Prinzbach, würden Sie sich bitte kurz vorstellen.
Joachim Prinzbach: Ursprünglich als Forstrevierleiter und Geschäftsführer einer örtlichen FBG tätig, bin ich seit 20 Jahren zunächst Geschäftsführer und nun Vorstand der forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald eG (FVS). Durch mein Engagement in verschiedenen Gremien bringe ich Waldbesitzer, forstliche Dienstleister und Kommunen zusammen an einen Tisch. Bei mir dreht sich alles um den Wald, auch in meiner Freizeit bin ich für sportliche Aktivitäten und Reisen mit der Familie gerne draußen in der Natur.
proHolzBW: Warum braucht es überhaupt ein Nasslager?
Joachim Prinzbach: Holz ist ein verderbliches Gut. In Situationen, in denen das Angebot deutlich höher ist als die Nachfrage, kann so das Holz eine gewisse Zeit konserviert, also eine ordentliche Qualität erhalten werden. Bei anziehender Nachfrage kann dann das Holz aus dem Nasslager vermarktet werden. Die Situationen, in denen das Angebot die Nachfrage massiv übersteigt, werden vor allem durch Kalamitäten wie Sturm, Trockenheit oder Käfer ausgelöst.
proHolzBW: Wie lange wird das Holz gelagert?
Joachim Prinzbach: Die Nasslagerung hat sich bei korrekter Umsetzung für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren bewährt. Die von der FVS eG angelegten Nasslager sollen im Winter 2020/21 abgebaut werden.
proHolzBW: Inwiefern ist die Realisierung eines Nasslagers herausfordernd?
Joachim Prinzbach: Da gibt es einige Faktoren: Genehmigungsverfahren, das geeignete Gelände für die Lagerung, die Pacht der erforderlichen meist landwirtschaftlich wertvollen Grundstücke, die Organisation und Logistik.
proHolzBW: Wen vertritt die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald (FVS) und wofür steht sie?
Joachim Prinzbach: Die Forstwirtschaftliche Vereinigung Schwarzwald (FVS) ist unabhängig und vertritt eigenfinanziert ihre Mitglieder – kommunale und private Waldbesitzer. Wir unterstützen unsere Mitglieder mit der Übernahme und Abwicklung sämtlicher forstlicher Dienstleistungen, von der Waldbewirtschaftung bis zur Holzvermarktung, der Lieferung von Rund- und Energieholz sowie Informationen rund um den Holzmarkt.
proHolzBW: Wie viele Mitglieder hat die FVS?
Joachim Prinzbach: Die FVS zählt aktuell über 60 Forstbetriebsgemeinschaften sowie kommunale und private Forstbetriebe als Mitglieder. Sie ist hinsichtlich Fläche und Vermarktungsvolumen einer der größten forstlichen Zusammenschlüsse in ganz Deutschland. Das Vermarktungsvolumen ist in den letzten Jahren, auch bedingt durch die Kalamitäten, angestiegen und liegt momentan bei rund 300.000 cbm Rundholz.
Das Interview finden Sie auch in der aktuellen Print-Ausgabe des „Waldwirt“, Mitgliederzeitschrift und offizielles Organ der Forstkammer Baden-Württemberg. Mehr Informationen unter foka.de