11.12.2025 Esther Reinwand

Neues Format bei proHolzBW: „Holzbau – unterm Strich wirtschaftlicher.“

Jana Hasl-Welk, andOFFICE

Serieller Wohnungsbau in Mannheim, Abb. AndOFFICE

Konstruktiver Sonnenschutz und Klimaregulation durch überstehendes Dach und Dachbegrünung, Abb. AndOFFICE

Oliver Hilt, architekturagentur

Das MaxAcht in Stuttgart, Abb. architekturagentur

Der Baukasten mit versetzter Klinkerfassade, Abb. architekturagentur

Holz- und Massivbau im Vergleich, teils ähnliche Konstruktion, Abb. architekturagentur

Prof. Gerhard Lutz, Ingenieurbüro Lutz

5 Geschossiger Holztafelbau In Bad Aibling, Musterhaus der Hochschule Biberach B & O Ingenieure, Abb.HS Biberach

Maximale Werksvorfertigung ermöglicht wirtschaftliches Bauen, Abb. Ingenieurbüro Lutz

Online-Veranstaltung für Kommunen zum Thema nachhaltig Bauen mit Holz.

Ostfildern, 11. Dezember 2025:
Das neue Online-Format mit zwei Terminen geht der Frage nach, ob sich nachhaltiges Bauen mit Holz und Kostenbewusstheit vereinbaren lassen.  Immer mehr Bauaufgaben werden auch im öffentlichen Raum in Holzbauweise umgesetzt. Städte und Gemeinden setzen auf nachhaltiges Bauen und Erkennen die technischen Vorteile des Werkstoffs Holz. Gleichzeitig spielen bei Entscheidungen kommunaler Gremien die Kostenaspekte eine entscheidende Rolle. In unseren zwei Online-Veranstaltungen beleuchten wir diese Themen anhand konkreter Beispiele und Untersuchungen. Schon beim Vorentwurf des Architekten bestimmen neben Gestaltungs- auch Nutzungsgesichtspunkte den weiteren Planungsweg.

Mit der Aussage „Holzbau ist generell 10-15% teurer als konventionelles Bauen“ stellte Uwe André Kohler bei seiner Begrüßung eine klassische Einschätzung zum Holzbau vor. Die erste Veranstaltung „Unterm Strich wirtschaftlicher“ setzt genau hier an. Moderator Achim Hörrmann von proHolzBW beleuchtete im Anschluss anhand von öffentlichen Holzbau-Objekten die entscheidenden Kriterien – mal steht das nachhaltige Bauen im Fokus, dann wieder die Kosten oder die Bauzeit. Dabei gibt es ganz konkrete Faktoren, die die Kosten eines Holzbauprojekts entscheidend beeinflussen, wie zum Beispiel die Modulbauweise oder das serielle Bauen.

andSUSTAIN – von der Nachhaltigkeit bis zur Zertifizierung.
„Wie können wir zeitlose, langlebige Gebäude schaffen“, fragt Architektin Frau Hasl-Welk vom Büro andOffice in Stuttgart. Sie stellte das büroeigene Projekt andSUSTAIN vor. andSUSTAIN bündelt alle Serviceleistungen rund um das Thema nachhaltiges Bauen – von der Planung und Ausführung bis zur Ökobilanzierung und Zertifizierung. So bleibt es nicht beim üblichen Konzeptentwurf, sondern parallel zu den klassischen Leistungsphasen entsteht von Anfang an ein Nachhaltigkeitskonzept mit beispielsweise den Informationen zur verbauten Holzmenge, dem potentiellen CO2-Einlagerungspotential, der Rückbaubarkeit und nachhaltigen TGA-Lösungen. So kann gleichzeitig eine klare Einschätzung zu den Gesamtkosten entstehen. Anhand des Projekts serieller Wohnungsbau in Mannheim wurden die einzelnen Planungsschritte im Rahmen von andSUSTAIN erläutert. Das Gebäude wurde mit fertigen Wandelementen Etage für Etage aufgebaut und parallel mit den entsprechenden Maßnahmen in der Planung begleitet. „Das zirkuläre Bauen ist ein wichtiger Punkt, den man heute nicht mehr vernachlässigen kann“, so Hasl-Welk. Die Planung enthält deshalb auch einen „Circularity Check“ für das End-of-Life-Szenario und die Rückbaubarkeit bzw. Wiederverwendbarkeit der Bauteile, was neben Faktoren wie der Elementbauweise erheblichen Einfluss auf die Kostenstruktur hat.

Halbierung der pro-Kopf-Wohnfläche = Halbierung der Kosten?
Oliver Hilt vom Büro architekturagentur in Stuttgart stellte einen Kostenvergleich zwischen dem Holzbau „MaxAcht“ und dem „Baukasten“, dem konventionell gebauten Nachbargebäude vor: Statt der Frage „Was kostet das Haus?“, sollte man sich eher fragen „Was bin ich bereit, für ein Haus auszugeben?“.  Hilt: „Der pro-Kop-Verbrauch ist eine der wesentlichen Stellschrauben, wie wirtschaftlich gebaut werden kann.“ Während die Baukosten und der pro-Kop-Wohnverbrauch seit vielen Jahren kontinuierlich steigen, liegt das MaxAcht mit rund 36 qm unter dem Mittel von 47,5 qm in 2023. Bei einem aktuellen Projekt lägen die Werte sogar bei 24,5 qm pro Kopf. Daneben spielen auch Kostensteigerungen bei weiteren Baumaterialien eine Rolle und der Mangel an qualifiziertem Personal. Bauen müsse einfach werden, so Hilt im Bezug auf den Gebäudetyp E, damit es leistbar bleibt. Neben den üblichen Vorteilen beim Holzbau wie der Vorfertigung und der trockenen Baustelle kann vor allem das serielle Bauen die Baukosten deutlich senken. Im direkten Vergleich gibt es bei den beiden Vergleichsgebäuden Ähnlichkeiten: das A/V-Verhältnis (Oberflächen-Volumen-Verhältnis) der Gebäudehüllen ist ähnlich, die Befensterung, und beide Häuser enthalten das exakt gleiche Treppenhaus. Konstruktiver Schwerpunkt beim MaxAcht war die klimaneutrale Erstellung, beim Baukasten die dauerhafte und wertige Konstruktion.

Im Vergleichsdiagramm fallen folgende Unterschiede auf: Hochwertige Echtholzböden im Baukasten sind teurer als die Beläge im MaxAcht, für die Fussböden benötigt das MaxAcht dennoch insgesamt höhere Aufwendungen durch den Schallschutz. Beim Tragwerk gleichen sich die Kosten einigermaßen aus. Bei der Außenwand punktet der Holzbau durch weniger Schichten. Vergleicht man die Kosten der Bauteile pro Quadratmeter, entsteht im Durchschnitt ein ähnlicher Preis von ca. 3.500 € pro Quadratmeter bei beiden Gebäuden. Die systemischen Vorteile des Holzbaus wie die schnellen Bauzeiten, die Vorfertigung, Baustelleneinrichtungsdauer oder der Cash-in-Return stellen auch bei den Baukosten klare Vorteile dar. Ist Holz nun teurer oder günstiger als Massivbau? Oliver Hilt: „Holz ist Preis-Wert“.

„Echte Holzskelette benötigen sehr stringente Planer.“
Prof. Dipl.-Ing. Gerhard Lutz vom Ingenieurbüro Lutz in Herbertingen stellte eine Reihe von Beispielen aus seinem eigenen Ingenieurbüro sowie aus seiner langjährigen Hochschultätigkeit vor – mit Quadratmeterpreisen von 360 DM pro qm für den Bau einer Jugendbegegnungsstätte im Jahr 1985 oder 430 € pro qm für einen Hörsaal für die Hochschule in Weingarten. Ein erstes Beispiel für serielles, und damit wirtschaftliches Bauen mit Holz galt eine Wohnanlage für Spätaussiedler in Unterschneidheim und Wört aus dem Jahr 1991 mit einem Quadratmeterpreis von 670 DM. „Die damals in Gebäudeklasse 2 in Holztafelbauweise errichteten Gebäude könnten heute sicher auch ein weiteres Geschoß tragen“ so Lutz. Neben Beispielen für Kindergärten und Schulen wurde auch ein Stadthaus aus Degerloch mit holzsichtigen Fassaden mit einem Quadratmeterpreis von 530 DM aus dem Jahr 1998 vorgestellt. Das erste Projekt in der Gebäudeklasse 4, eine Wohnanlage in Bietigheim-Bissigheim, verdeutlicht die Wichtigkeit von Vorfertigung – während frühere Gebäude von erfahrenen Holzfertigbau-Betrieben gebaut wurden, kamen in späteren Jahren neue Holzbaubetriebe auf den Markt, die klassische Holzhäuser, und damit preislich weniger wirtschaftlich bauten. Am 5-geschossigen Holztafelbau in Bad Aibling, Musterhaus der Hochschule Biberach (B & O Ingenieure) zeigt sich, dass ein betonierter Sockel deutlich Kosten sparen kann. An diesen und weiteren Beispielen verdeutlichte Prof. Lutz die Bedeutung von Holz als Innovationstreiber: „Nicht nur die Architekten – auch die Unternehmen müssen ihre Hausaufgaben machen“.  

Digitalisierung, Automatisierung und Robotik steigern die Produktivität in der Holzbaubranche stetig. Effektive Planung und das Bauen mit Holz sind fast nur noch mit dem digitalen Zwilling möglich, es entstehen Schnittstellenproblematiken, zusätzliche Expertise und ggf. Personal auf Seiten von Ingenieurbetrieben wird benötigt. Aber nur so lässt sich wirtschaftlich mit Holz kalkulieren und bauen. Am Beispiel von Aufbauten von Innen- und Außenwänden wird dabei deutlich, wieviel Kosten durch dünnere Wände eingespart werden können, da am Ende mehr Wohnfläche zur Verfügung steht. Prof. Lutz gab entsprechende Hinweise zur Ausschreibung der Bauteile mit Stückpreisen, um Kostenklarheit zu generieren. Geschoßhöhen, Schallschutz, Brandschutz, Holzschutz – „Echte Holzskelette benötigen sehr stringente Planer“, so Lutz. Auch das Thema TGA spielt bezüglich der Baukosten eine große Rolle.

Wir danken den drei Referenten, die tiefe Einblicke in das wirtschaftliche Planen und Umsetzen von Holzbauten ermöglicht haben. Beim Holzbau ist es immer wichtig, bei der Planung den gesamten Lebenszyklus im Blick zu behalten und schon in der Konzeptphase wichtige Entscheidungen zu treffen. Nur so kann Kostenklarheit entstehen.

Der Holzbau-Donnerstag

Der “Holzbau-Donnerstag” bietet zwei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen – der „Werkvortrag“ und „Im Detail“. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.

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