Fertigungshalle und Büro-/ Wohngebäude mit Mitarbeiterwohnungen
Der neue Standort der Firma Holzbau Schmäh in Meersburg besteht neben einer Fertigungshalle mit ca. 1.400 m2 aus einem sechsgeschossiges Gebäude mit Planungsbüros und Wohnungen für 10 Mitarbeiter. Das Ensemble ist eine Komposition zweier komplementärer Baukörper. Dem großen, langgestreckten Volumen der Fertigungshalle ist ein schlankes, hohes Volumen des Büro- und Wohngebäudes gegenübergestellt, die einen gemeinsamen Hof bilden. Ein niedriger Verbindungsbau, der mehr einer Terrassierung des Geländes gleicht als einem eigenständigen Gebäude, ermöglicht es, die Zugänge zum Büro und die Anlieferungsbereiche der Halle auf unterschiedlichen Niveaus zu organisieren und überdachte oder offene Vorbereiche unterschiedlichen Charakters zu gestalten. Die Baumasse folgt dem Höhenverlauf des Hangs, so dass der Eingriff in die Topographie minimiert ist.
Zentrum des Gebäudeensembles ist ein großer Gemeinschaftsraum für die Betriebsangehörigen. Von hier überblickt man aus erhöhter Position den Hof und die Fertigungshalle.
Betriebswohnungen
Die Bereitstellung von Betriebswohnungen ist ein zentraler Baustein, um neuen Mitarbeitern den Arbeitsbeginn zu erleichtern – gerade in einem Umfeld mit angespanntem Wohnungsmarkt. Neben zwei Zweizimmerwohnungen werden zwei Wohngemeinschaften für je vier Auszubildende angeboten, deren Zimmer sich einen Wohnbereich teilen. So wird das Gelände belebt, die vorhandene Infrastruktur besser genutzt und der Berufsverkehr reduziert. Der klassischen räumlichen Trennung von Wohnen und Arbeiten wird somit ein integriertes
Konzept gegenübergestellt, das zur Identifikation, Aneignung und Partizipation anregt.
Nutzungsneutralität
Die Architekturqualität (stützenfreier Innenraum, Tageslichtversorgung, Ausblicke, Oberflächenqualität) der Fertigungshalle ermöglicht eine Vielzahl von Nachnutzungen. Das ist ein wesentlicher Teil der Strategie für Nachhaltigkeit und Wertsteigerung. Das sechsgeschossige Wohn- und Bürogebäude ist als nutzungsneutrale Skelettstruktur geplant, die ebenso Büroflächen wie Wohnungen aufnehmen kann und so an die Nutzungsanforderungen der Zukunft adaptierbar ist. Die Möglichkeit, das Gebäude von verschiedenen Niveaus zu erschließen, vereinfacht die Teilung in unterschiedliche Nutzungen.
HLS-Planung: IB Schwald
Bauphysik: GSA Körner
Brandschutz: Hofmann Engineering
Lichplanung: Beckert Soanca-Pollak
Stahlbetonbau: Georg Reisch GmbH & Co KG
Weitere Infos hier: Projektinfo_Holzbau_Schmaeh_Meersburg.pdf
Bauzeit: 2022 – 2024
Anzahl Geschosse: 6
Anzahl Wohnungen (wenn zutreffend): 4
Gesamtbaukosten: ca. 6 Mio.
Besonderheiten der Konstruktion:
Die Konstruktion beider Gebäude besteht weitgehend aus biogenen und natürlichen Materialien. Die Volumen beider Gebäude folgen dem Höhenverlauf des Hangs, so dass nicht nur die Erdbewegungen, sondern auch die Stützwände aus Stahlbeton minimiert sind. Die Fertigungshalle verzichtet vollständig auf eine Bodenplatte aus Stahlbeton. Das sechsgeschossige Wohn- und Bürogebäude ist als nutzungsneutrale Skelettstruktur geplant, die ebenso Büroflächen wie die Wohnungen für Mitarbeitende aufnehmen kann. Die Decken sind als Kastenelemente mit Rippen aus BSH und Beplankung aus FSH-Platten konstruiert, so dass die relativ großen Spannweiten mit punktuellen Auflagern des Skelettbaus äußerst ressourcensparend hergestellt werden konnten. Außerdem konnte die Fa. Schmäh somit die Decken selbst fertigen. Wo Bauteilschichten mit hoher Masse oder nicht brennbare Schichten gebraucht werden, greift die Konstruktion auf eine ebenso ökologische wie traditionelle Methode zurück: Der Verwendung von Lehm aus der Baugrube, der als Masseschüttung in den Kastendecken oder als Lehmputz auf Lehmbauplatten verwendet wurde.
Die Fassade der Fertigungshalle besteht aus Brettern mit Waldkante, die aus den Randabschnitten der Sekundärkonstruktion des Dachtragwerks bestehen. Damit wird der biogene Rohstoff Holz komplett stofflich genutzt. Alle Konstruktionen sind so gefügt und dokumentiert, dass ein sortenreiner Rückbau möglich ist.