14.05.2021
HOLZLAMELLENFASSADE ALS „ABSTRAKTER WALD"
Neubau einer Dreifeldsporthalle und Mehrzweckhalle im Zuge der Landesgartenschau 2018 in Lahr.
Nutzung und Zonierung
Die beiden Nutzungen Mehrzweckhalle und Sporthalle gliedern den Baukörper durch eine versetzte Anordnung. Dadurch entstehen zwei geschützte Freibereiche: der Eingangshof und der Vereinshof. Der Eingangshof führt vom Parkplatz als Hauptzugang großzügig in die Veranstaltungshalle und orientiert Bürgerpark. Er ist der Mehrzweckhalle und dem Vereinsleben zugeordnet und kann für Veranstaltungen im Freien genutzt werden. Von beiden Höfen gibt es Zugänge zum gemeinsamen zentralen Foyer. Im Foyer befinden sich der zentral gelegene Toilettenbereich wie auch ein Bewirtungsraum. Der teilbaren Dreifeldsporthalle sind Umkleide- und Geräteräume aber auch Zuschauertribünen mit 420 Sitzplätzen zugeordnet. In der ebenfalls teilbaren Merzweckhalle mit einer Nutzfläche von 1018m² befinden sich weitere Sporträume über dem Gerätebereich. In das Gesamtkonzept integriert ist der Vereinsbereich mit weiteren Umkleiden und einer Gastronomie mit Außenbewirtung.
Fassade
Die beiden Hallen werden mit dem Foyer und seinen Nebennutzungen als ein Ensemble erlebt, das durch einen Fassadensockel „zusammengehalten“ wird. Auch die beiden Freibereiche, Eingangshof und Vereinshof werden durch dieses Sockelband räumlich gefasst. Unterhalb der Sockelplatte befinden sich sämtliche Nutzungen mit geringer Raumhöhe. Oberhalb der Sockelplatte erheben sich die Überhöhen der beiden Hallen. Dies wird auch in der Fassade verdeutlicht: die unteren Fassadenflächen symbolisieren die geologischen Verwerfungen. Oberhalb der Sockelplatte werden die Hallenkörper mit einer Holzlattenfassade in unterschiedlicher Durchlässigkeit verkleidet: Eine Art „abstrakter Wald“ aus Kanthölzern, symbolisch für die Lage Lahrs am Rande des Schwarzwalds.
Holzlattenfassade
Dieser „abstrakte Wald“ wurde mit hohem gestalterischem Anspruch detailliert und sehr sorgfältig durch die Firma Langenbach aus Lahr ausgeführt. Die Besonderheit der vorgehängten Holzfassade ist die Staffelung der einzelnen Kantholzebenen nach oben und außen. Die einzelnen Latten variieren in ihren Querschnitten und werden nach oben hin dichter. Während die Mehrzweckhalle aus zwei solcher Ebenen besteht, besteht die Dreifeldhalle aus drei Ebenen. Der obere Abschluss der Krone wird nicht wie bei den unteren Ebenen mittels durchlaufendem Blech gebildet, sondern durch kleine Kupferkäppchen. Das Stirnholz auf seinen variierenden Höhen wird mittels dieser geschützt. Die Außenwände entlang der Tribünen wurden aufgrund der Installationsdichte gänzlich als leichte Konstruktion ausgebildet. Diese besteht aus Brettschichtholzständern, OSB-Platten, Mineralwolldämmebene und Holzfaserplatten (DWD). Auf diese Weise konnte ein hohes Maß an Vorfertigung realisiert werden. Die anderen geschlossenen Außenwandflächen wurden ebenfalls als ausgedämmte Holzrahmenkonstruktion gefertigt, allerdings vor die Stahlbetonwände gehängt. Auf die DWD-Oberflächen wurde die Fassadenbahn Stamisol DW aufgebracht. Dies ist eine Fassadenmembran aus Polyestervlies mit Polyacrylat-Beschichtung. Die schwarze Unterspannbahn wurde auf der Faserdämmplatte lückenlos, 100 mm überlappend, tapetenartig von oben nach unten verklebt. Sie erfüllt die Anforderung der Winddichtigkeit, dauerhafte UV-Beständigkeit und Diffusionsoffenheit. Da die Fassadenbahnen nur für einen bestimmten Fugenanteil den Anforderungen gerecht wird, wurden während der Planungsphase Studien gestalterischer Art, sowie technische Abstimmungen mit dem Hersteller notwendig. Insbesondere auf der Wetterseite wurde die „luftigste“ Lattungsebene als kritisch betrachtet. Da diese im nicht einsehbaren Bereich liegt, konnte mit Verdichtung der Holzlattung reagiert werden. Um das homogene Bild der Fassade zu wahren, ist auch vor den Fenstern die Holzlattung durchgezogen. In diesem Bereich sind die Kanthölzer auf auf schwarz eloxierte Aluminiumstäbe aufgefädelt. Für den Innenraum ergibt sich durch die vor den Fenstern liegende Lattung ein spannendes Spiel aus Licht und Schatten.
Bauherrin:
Landesgartenschau 2018 GmbH
Alte Bahnhofstraße 10/6, 77933 Lahr/Schwarzwald
Vertreten durch:
Stadtbauamt der Stadt Lahr
Rathausplatz 7, 77933 Lahr/Schwarzwald
Architekt:
a + r ARCHITEKTEN GbmH
Rothebühlstr. 89/2, 70178 Stuttgart
Landschaftsarchitekt:
club L94 Landschaftsarchitekten GmbH
Zechenstr. 11, 51103 Köln
Ausführende Firma:
Gewerk Holzfassade
Holzbau Dipl.-Ing. Carl Langenbach
Klostermühlgasse 25, 77933 Lahr/Schwarzwald
Kontakt:
E-Mail: ingenieure@wuerth.com
Telefon: 07940 15-2552
Internetadresse: www.wuerth.de/ingenieure