17.10.2019
Stillstand im Mauerwerk hergestellt
proHolzBW und die Stadt Crailsheim präsentieren zwanzig Architekten verschiedene Facetten des Holzbaus bei Architekturexkursion in der Region Hohenlohe
Ostfildern, 17. Oktober 2019. Wer in Crailsheim und Umgebung unterwegs ist und sich für Architektur interessiert, sollte unbedingt die Augen offenhalten. Insbesondere, wenn es um das Bauen mit Holz geht, zeigt sich hier eine große Bandbreite des facettenreichen Themas Holzbau. Die proHolz Baden-Württemberg GmbH führte deshalb am 17. Oktober 2017 gemeinsam mit der Stadt Crailsheim zwanzig Architekten auf eine Holzbau-Architektur-Exkursion in der Region Hohenlohe. Im Blickpunkt der Rundfahrt standen die Themen Restauration, Fassadengestaltung und Kindertagesstätten in Holzbauweise.
Ausgangspunkt der Exkursion war die Gottesackerkapelle auf dem Ehrenfriedhof in Crailsheim, die vergangenes Jahr aufwendig restauriert wurde. Aus Holzbausicht besonders interessant waren die Aufarbeitung des 1579 gebauten Tonnengewölbes aus Holz. Das Gewölbe drückte aufgrund seiner Form die Wände der Kapelle nach außen. Neben dem sorgfältigen Umgang mit der historischen Bausubstanz, lag die große Herausforderung des Auftrags darin, „Stillstand in Mauerwerk und Dach herzustellen“, sagt Markus Kratzer von der Zimmerei Kratzer in Kirchberg an der Jagst, der die Arbeiten mit seinem Team ausgeführt hat. Das sei gut gelungen.
Dipl. Restauratorin Karin Krüger hatte der Gruppe zuvor erläutert, wie es gelungen war, dem verblichenen Deckengemälde neue Strahlkraft zu verleihen. Unter anderem sei die Struktur des Bildes technologisch untersucht worden, um seinen ursprünglichen Aufbau nachvollziehen zu können. „Die letzte Renovierungsmaßnahme an der Gottesackerkapelle wurde 1924 vorgenommen“, berichtete Architekt Jan Philipp Hofacker, Abteilungsleiter Baumanagement bei der Stadt Crailsheim, der ebenfalls das gute Zusammenspiel aller an der Restaurierung beteiligten herausstellte. Dadurch sei die Umsetzung in relativ kurzer Zeit, von Februar bis November 2018, möglich gewesen. Die Planung im Vorfeld habe zwei Jahre in Anspruch genommen.
Im Kindergarten Altenmünster erläuterte Hofacker Tücken der Brandschutzplanung. Die für ihn naheliegende Lösung zur Gewährleistung der Feuerbeständigkeit durch überdimensionierte Träger, sei bei diesem Projekt nicht in die Planung eingegangen. Folglich habe man eine Brandmeldeanlage installieren müssen, die das Projekt entsprechend verteuert habe.
Die Alte Schule Ingersheim, die Käthe-Kollwitz-Schule Crailsheim und die neue Feuerwehr in Kirchberg an der Jagst zeigten wie unterschiedlich Fassaden mit Holz gestaltet werden können. Bei den Schulen setzten die Bauherren auf Holzschindeln in kleinem und großem Format. Bei der Feuerwehr fiel die Wahl auf eine Holzfassade. Das Gebäude sei in sensibler Umgebung errichtet worden. „Das Holz wertet die Ansicht auf das Gebäude auf. Es passt sich so besser in das Altstadtensemble im Hintergrund ein“, begründete Kirchbergs Bürgermeister Stefan Ohr die Entscheidung für die Holzfassade.
Einen Einblick in die praktische Arbeit in einem modernen Holzbauunternehmen nahm die Gruppe von Architekten bei der Firma Bauer Holzbau in Satteldorf-Gröningen.