26.07.2022 Esther Reinwand

Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!

Projektbeteiligte v.l.n.r.: Prof. Thomas Stark, Prof. Stefan Krötsch, Prof. Andreas Kretzer, Dr. Ing. Dennis Röver; Foto: proHolzBW

Auf der Baustelle: Schalungselemente der zentralen Trichterstützen. Foto: proHolzBW

Ein Baukasten mit Modellen entsteht. Foto: proHolzBW

Auf der Baustelle: Schalungselemente der Verbindungsgänge. Foto: proHolzBW

Hallentragwerk aus Schalungselementen der Randbereiche. Foto: proHolzBW

Forschungsprojekt untersucht Möglichkeiten zur Weiterverwendung der Schalungselemente des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs.


„Wir müssen beim konventionellen Bauen rasch umdenken, um die klimapolitischen Ziele zu erreichen. Das Forschungsprojekt ‚Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!‘ leistet dazu einen wichtigen Beitrag, weil es für eine klimagerechte und ressourcenschonende Architektur sowie das Bauen mit Holz sensibilisiert“, sagte Minister Peter Hauk MdL vom Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.

Ostfildern/Konstanz, 26. Juli 2022: Ein Team von Architekten und Ingenieuren um die HTWG – Konstanz und proHolz Baden-Württemberg hat es sich zur Aufgabe gemacht,dieBetonschalungen der Baustelle des neuen Hauptbahnhofs in Stuttgart einem neuen Zweck zuzuführen: Im Rahmen des Forschungsprojektes „Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!“ werden Möglichkeiten zur Wiederverwendung der Betonschalungen untersucht und anschließend im Rahmen eines Pilotprojektes umgesetzt.

„Für eine Wand aus Beton muss man drei Wände bauen: Die eigentliche Betonwand und zwei Wände aus Holz, die nach dem Bauen auch noch abgerissen werden müssen.“ (Victor López Cotelo). Durch Bau- und Abbruchabfälle entstehen in Deutschland jedes Jahr mehr als 230 Millionen Tonnen Abfall[1], Tendenz steigend. Große Mengen davon könnten wiederverwendet werden. Die Bau- und Gebäudewirtschaft ist für rund 40 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich[2]. Eine Transformation des Bausektors würde dazu beitragen, die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Grenze einer maximalen globalen Erwärmung von 2 °C („well below 2 degrees“) einzuhalten.

„Die Wiederverwendung von Bauteilen bietet die Chance, ressourcenschonend, klimafreundlich und zugleich ökonomisch sinnvoll zu bauen.“, so der Geschäftsführer der proHolzBW, Dr.-Ing. Dennis Röver.

In Stuttgart wird zurzeit der dortige Bahnknoten komplett neu geordnet und fit gemacht für den Eisenbahnverkehr der Zukunft. Herzstück der künftigen Infrastruktur ist der neue unterirdische Durchgangsbahnhof. Für dessen Bau mit seiner einzigartigen Dachkonstruktion aus 28 Kelchstützen werden komplexe Betonschalungen aus Brettsperrholz verwendet. Teile der Schalungen werden nach ihrem Einsatz zu Holzfaserdämmstoff umgewandelt, der Rest wird der thermischen Verwertung zugeführt. Das Volumen aller Schalelemente beläuft sich auf netto ca. 5.000 m³ Brettsperrholz – das zeigt ein großes Potential, das bisher nicht genutzt wird. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!“ werden durch die Fachbereiche der beteiligten Hochschulen innovative und individuelle Konzepte entwickelt, um die Schalungsbestandteile als hochwertige Bauelemente wieder zu verwenden. Im Fokus steht dabei die Abfallvermeidung und Ressourcenschonung durch die Wiederverwendung (Re-Use) von Baustoffen und Bauelementen aus Holz zum erneuten Einsatz in reversibel entwickelten Holzbauelementen.

„Mit der Holzbau-Offensive Baden-Württemberg wollen wir Impulse zum kreislauffähigen Bauen und einer zukunftsfähigen Baukultur setzen. Forschungsprojekte wie ‚Stuttgart 210: Weiterdenken – weiterbauen!‘ weisen auf bisher ungenutzte Potentiale hin, die vor allem in der aktuellen Lage wichtiger denn je sind. Ich bin froh, dass wir in Baden-Württemberg innovative Institute und eine starke Wertschöpfungskette im Cluster Forst und Holz haben“, führt Minister Hauk MdL aus.

Die entworfenen Konzepte sollen durch Partnerschaften mit kommunalen Bauträgern direkte Umsetzung erfahren. Das Projektteam besteht aus proHolzBW, HTWG Konstanz, HFT Stuttgart und HKA Karlsruhe. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg finanziert das im April 2022 gestartete Forschungsprojekt im Rahmen der Holzbau-Offensive BW. ZÜBLIN Timber GmbH und Ed.Züblin AG unterstützen das Projekt durch Koordination und Zurverfügungstellung der Schalungselemente. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.proholzbw.de.


[1] www.umweltbundesamt.de Juli 2022

[2] UNEP 2020



Über proHolzBW
Die proHolzBW GmbH setzt sich für eine stärkere Verwendung des Roh- und Werkstoffes Holz in Baden-Württemberg ein. Holz kann als nachwachsender Rohstoff und CO2-Speicher einen entscheidenden Beitrag leisten, um die Klimaschutzziele von Bund, Ländern und Gemeinden zu erreichen. Außerdem stärkt proHolzBW als Drehscheibe der Netzwerke Forst und Holz die Zusammenarbeit innerhalb der Wertschöpfungskette und intensiviert die Kommunikation in die Gesellschaft. Kernaufgaben sind die Vernetzung von Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Architekten, Ingenieuren und Kommunen.

Über HTGW Konstanz
Die HTWG – Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung ist eine moderne Hochschule mit einem anwendungsorientierten Profil. Sie verfügt über ein breites Fächerspektrum und profitiert von der Interdisziplinarität sowie der Verbindung von Theorie und Praxis. Die Hochschule ist in Forschung und Entwicklung, Technologietransfer und Weiterbildung Partner für innovationsorientierte Unternehmen und leistungsbereite, kreative Menschen. Sie ist ein wesentlicher Teil der internationalen Wissenschafts- und Wirtschaftsregion Bodensee.

Über HFT Stuttgart
Seit über 185 Jahren bildet die Hochschule für Technik Stuttgart Studentinnen und Studenten aus, und aus der ursprünglichen Baugewerkeschule ist längst eine moderne Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) geworden. In drei Fakultäten werden 35 Bachelor- und Master-Studiengänge angeboten. Fakultätsübergreifende Projekte und Kontakte zu zahlreichen Unternehmen in Stuttgart und der Region als attraktiver Wirtschaftsstandort zeichnen die Hochschule aus. Studienbereiche sind Architektur, Bauingenieurwesen, Bauphysik, Informatik, Innenarchitektur, Mathematik, Vermessung und Wirtschaft.

Über HKA Karlsruhe
Mit praxisnaher und anwendungsreifer Forschung und Entwicklung tragen wir als Hochschule zur Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft bei. Um dieses übergeordnete Ziel zu ermöglichen und zu unterstützen, adressieren wir insbesondere die hierfür essentiellen Bedarfe Ressourcen, Arbeit, Mobilität und Information im Rahmen unserer spezifischen Forschungsgebiete.

Über die Holzbau-Offensive BW
Die Holzbau-Offensive BW wurde im Herbst 2018 ins Leben gerufen und ist eine Arbeitsgemeinschaft von acht Ministerien zur Förderung des Bauens mit Holz. Ziel ist es, durch wirkungsvolle Maßnahmen und zielgerichtete Impulse eine klimagerechte Transformation des Bausektors zu unterstützen und den nachwachsenden Baustoff Holz weiter in die Breite zu bringen. Entscheidend ist dabei die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette vom nachwachsenden Rohstoff Holz, beginnend bei der Waldbewirtschaftung über das Produkt, bis hin zur Wiederverwendung im Kreislauf sowie der Entwicklung von end-of-life Szenarien. Weitere Infos unter: https://www.holzbauoffensivebw.de

Über ZÜBLIN Timber GmbH und Ed.Züblin AG
ZÜBLIN ist seit mehr als 120 Jahren im Geschäft. Wir verstehen viel vom Bauen. Gerade deshalb treibt uns die Frage um: Was müssen wir in Zukunft können, um Bauwerke optimal zu errichten? Ob Digitalisierung oder neue ökologische und gesellschaftliche Anforderungen: im Kompetenzverbund mit STRABAG nehmen wir Bauaufgaben als Ganzes in den Blick. ZÜBLIN setzt auf partnerschaftliches Bauen mit teamconcept und Digitalisierung mit BIM 5D® – und treibt damit die Entwicklung neuer Standards für die Zukunft des Bauens maßgeblich voran.  

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Kontakt:
Esther Reinwand
Presse und Öffentlichkeitsarbeit
T +49-711-400545-75
M +49-152-23135265
reinwand@proholzbw.de


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