31.03.2020
Stuttgarter Holzbrücke mit Staatspreis Baukultur BW 2020 ausgezeichnet
Die erste integrale Holzbrücke der Welt wird auch ein Themenschwerpunkt des Holzbrückenbau-Symposiums 2020 sein
Ostfildern, 31. März 2020. Die „Stuttgarter Holzbrücke“ ist eine echte Erfolgsgeschichte – dies zeigte sich auch bei der Verleihung der Staatspreise Baukultur Baden-Württemberg 2020. Die von Peter Cheret, cheret bozic architekten BDA DWB, Stuttgart, und Tragwerksplaner Thorsten Helbig, Knippers Helbig GmbH, Stuttgart, entwickelte Brücke wurde mit dem Staatspreis ausgezeichnet. Das ausführende Holzbau-Unternehmen kommt ebenfalls aus dem Land: Schaffitzel Holzindustrie aus Schwäbisch Hall war verantwortlich für die Realisierung von insgesamt drei Brücken in Urbach und Weinstadt.
Verliehen wurden die Staatspreise und Anerkennungen durch Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau – in diesen Corona-geprägten Tagen natürlich digital. Die Bekanntgabe wurde per Live-Stream über die Homepage www.baukultur-bw.de/initiativ/staatspreis-baukultur-2020/ übertragen. In der Kategorie „Infrastruktur-/Ingenieurbau“ setzte sich die „Stuttgarter Holzbrücke“ gegen die Instandsetzung der Kochertalbrücke in Geislingen am Kocher und die Ortenau-Brücke im mittelbadischen Lahr durch, beide wurden mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Insgesamt wurden acht Staatspreise und 16 Anerkennungen in acht Kategorien vergeben.
Was ist das Besondere an der „Stuttgarter Holzbrücke“? Die Brücke „Urbacher Mitte“ in Urbach und die Brücken „Birkelspitze“ und „Häckermühle“ in Weinstadt wurden von cheret bozic architekten und vom Ingenieurbüro Knippers Helbig auf der Basis des Konzeptes der „Stuttgarter Holzbrücke“ erstmals geplant und umgesetzt. Da sie ohne Dehnfugen am Übergang zu den Widerlagern konstruiert wurde, gilt die Fußgänger- und Radwegbrücke als erste integrale Holzbrücke der Welt. Ein Konzept, dessen Einzigartigkeit auch Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, bei seiner Laudatio betonte: „Die Brücke kommt ohne wartungsintensive Fugen und Lager aus und verfügt dadurch über eine höhere Lebensdauer. Besonders beeindruckend war bei diesem Projekt die interdisziplinäre Zusammen-arbeit aller am Prozess beteiligten Entscheidungsträger.“
Die drei Brücken im Remstal, die von Schaffitzel Holzindustrie mit einem Haupttragwerk aus Fichten-Brettschichtholz gebaut wurden, sind mit einer weiteren Innovation ausgestattet: Durch die Verwendung von karbonbewehrten Betonplatten kommt der Brückenbelag mit besonders schlanken Platten – gekennzeichnet durch ein geringes Eigengewicht mit zugleich hoher Tragfähigkeit – aus. Um die Dauerhaftigkeit der Konstruktion sicher zu stellen, wurden die Brücken mit einem Messsystem zur Überwachung der Holzfeuchte ausgestattet. Für das sogenannte Feuchte-Monitoring installierte die Materialprüfungsanstalt (MPA) der Universität Stuttgart Elektroden im Holzbrückenkörper.
Die „Stuttgarter Holzbrücke“ wird auch ein Themenschwerpunkt des Holzbrückenbau-Symposiums 2020 sein, das ursprünglich am 28. April in Weinstadt stattfinden sollte. Das von proHolzBW gemeinsam mit Kooperationspartnern organisierte Symposium hat noch keinen neuen Termin, soll aber voraussichtlich bis November dieses Jahres nachgeholt werden.
Wer sich vorab über die erste integrale Holzbrücke der Welt informieren möchte: Der Informationsverein Holz e.V. hat unter seinem Label „Informationsdienst Holz“ eine 52-seitige Broschüre veröffentlicht, die sämtliche Details der „Stuttgarter Holzbrücke“ ausführlich beschreibt.
Broschüre „Integrale Massivholzbrücken – Die `Stuttgarter Holzbrücken` im Remstal“, Herausgeber: Holzbau-Offensive Baden-Württemberg und Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, Februar 2020.