Ostfildern, 22. Februar 2023. Im Rahmen der Messe Getec in Freiburg lud die Bruno Kaiser Holzbau GmbH zu interessanten Fachvorträgen rund um das Thema „Der Holzbau kommt in die Stadt“ ein. In dem bis zum letzten Platz mit Teilnehmern besetzten Kongresszentrum sprach Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz BW, in einem Vorwort über seine Rückblicke und Prognosen zum Thema Klimawandel. In diesem Kontext erläuterte er die Initiierung der Holzbau-Offensive BW mit der klaren Zielsetzung des Landes, insbesondere bei öffentlichen Bauvorhaben, auf den nachhaltigen Baustoff Holz zu setzen. Baden-Württemberg will mit gutem Beispiel vorangehen und bereits bis 2040 die Klimaneutralität erreichen.
Dipl.- Ing. Stefan Rapp von Rapp Architekten BDA stellte dabei als passendes Beispiel für die Zukunft der Städteplanung das Quartier Prinz-Eugen-Park ausführlich vor. „Von der Planung über den Wettbewerb bis hin zur Realisierung eine durchgehend sehr spannende Herausforderung.“, so Rapp. Münchens ökologische Mustersiedlung verfügt über 16 unterschiedliche Baugruppen mit jeweils individuellen Bauprojekten. In Summe wurden 125 Kg nachwachsender Rohstoff pro Quadratmeter Wohnfläche verbaut und dabei 1.104.684 CO₂ gebunden.
Dipl. Ing. Alexander Gumpp von der Gumpp & Maier GmbH stellte das Musterquartier aus München mit über 566 Wohneinheiten aus Sicht des ausführenden Holzbauers vor und erläuterte dabei die komplett digitalen und integralen Planungs- und Prozessstrukturen – „6D, PPM anstatt 5D – BIM“. Unter dem Motto „Erst planen dann bauen“ beschrieb er die Herausforderungen beim Zusammenfinden der klassischen Bauweise mit dem Werkstoff Holz in Kombination und erläuterte dabei den idealen Planungsprozess für Holzbauprojekte. Aber auch die Themen Tagwasserschutz sowie vertragliche Konstellationen im Hinblick auf Holz-Fertigbauteile kamen nicht zu kurz.
Prof. Dipl.-Ing. Architekt Ludger Dederich von der Hochschule Rottenburg referierte über das urbane Bauen mit Holz und die Muster-Holzbaurichtlinie BW und stellte klar, „Es wird gebaut, aber falsch – Wohnraum oder Klima“. Um zu verdeutlichen, was bereits im Holzbau technisch machbar ist, wurde das japanische Prestige-Objekt „Pingokuma“ vorgestellt. Sein Appell an alle Bauträger und Entscheider: „Zeigen was der Holzbau kann, auch speziell im Mehrgeschoßbau“. Welche Hürden dabei zu nehmen sind, folgte durch die Ausführungen der umfangreichen Muster-Holzbaurichtlinien von Baden-Württemberg im Vergleich zu den restlichen Bundesländern. „Die Baustoffindustrie muss keine neuen Baustoffe entwickeln“ so Dederich weiter, denn der Holzwerkstoff bietet sehr umfangreiche Möglichkeiten und ist in den Verordnungen entsprechend reglementiert.
Prof. Dr. Ulrich Schraml von der Direktion Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sprach über den aktuellen Zustand unserer Wälder sowie den globalen Wandel mit seinen toxischen Wechselbeziehungen („Die Natur spielt den Förster“), die derzeitigen Baumarten-Trends in Baden-Württemberg („Der Wald verändert sein Gesicht“) sowie die aktuellen Schnittholzmengen in Deutschland. Es wurden eindrucksvoll die Ursachen für die Anfälligkeit von Bäumen aufgezeigt und welche Handlungsweisen sich daraus für die forstwirtschaftliche Planung und deren Vollzug ableiten – „Schutz vs. Nutzung“. Schraml nannte darüber hinaus Ansätze für ein politisches Zusammenwirken, auch um die zunehmende Konfliktdynamik in der Waldpolitik, sowohl kommunal, regional, national als auch europäisch, einzugrenzen.
Dipl.-Ing. Herbert Duttlinger, geschäftsführender Gesellschafter der Holzbau Bruno Kaiser GmbH: „Mit ressourceneffizienter Holzbauweise energieintensive Baustoffe substituieren“ und welche Anforderungen sich dabei an Optik, Schall- und Brandschutz ergeben, wurde an Hand des Gebäudekomplexes „Buggi 52“ in Freiburg näher erläutert. Das achtgeschossige Holzhaus entspricht höchsten Umwelt- und Ökologieansprüchen und ist das erste FSC-zertifizierte Gebäude in Deutschland (FSC-STD-40-006). Ein Vergleich der unterschiedlichen Traglasten von Bau-Buche und Fichte zeigte, mit welchen vertikalen und horizontalen Lasten im Detail geplant werden kann („Präzision von unten nach oben planen“).
Welches enorme CO₂ Einsparpotential durch die Kombination aus Brettsperrholz und einer Holzrahmenbauweise möglich ist, verdeutlichten aktuelle Berechnungen. Als Ziel wurde dabei eine 73% Holzbauquote mit 122.525 Wohneinheiten von Duttlinger genannt, welche mit einer benötigten Holzmenge von ca. 2,8 Mio m³ einen zukünftigen Negativwert bei den CO₂ Emmissionen (- 607.675 to) zur Folge haben könnte.
Fotos: proHolzBW
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