Ostfildern, 07. Dezember 2023. Holz riecht gut und fühlt sich angenehm an. Aber kann man das auch nachmessen? Wie entsteht die Planung, Umsetzung und Messung optimal klimatisierter Räume? Beim Online-Seminar „Im Detail“ mit Karl-Heinz Weinisch vom Institut für Qualitätsmanagement und Umfeldhygiene (IQUH GmbH) in Weikersheim ging es diesmal um den Roh- und Baustoff Holz an sich. Vorgestellt wurde eine wissenschaftliche Bewertung des Holzbaus mit Blick auf die komplexen Wechselwirkungen des Beziehungsgeflechts Holz-Mensch-Raum.
Der Weg zum Siegel.
Vom Verhalten von Bewohnern und generellen bauphysikalischen Einflüssen bis hin zu den Anforderungen an die Wohnräume – alles hat Auswirkungen auf die spätere Luft- und Raumqualität. Mit Klimasensoren lassen sich Raumluftmessungen nach EN 16798-1 im Holzbau messen, von der Luftfeuchtigkeit und Flüchtigen Organischen Verbindungen (VOC) bis hin zu Lärm, Feinstaub und Sauerstoffgehalt und vielem mehr. Gerade in Bürogebäuden, Kindergärten, Schulen und Verwaltungen sind diese Klimaprüfungen unabdingbar. Grenzwerte sind in rechtlichen, normativen und vertragsrechtlichen Anforderungen wie der EU-Bauproduktenverordnung (EU Bau-PVO) oder der Gefahrenstoffverordnung (GefStoffV) definiert. Hinzu kommen klima- und umweltbezogene Vereinbarungen, wie sie durch das Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG), das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) und die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) festgelegt werden.
Messplanung in Koordination mit der Bauleitung.
Bei den Messungen selbst ist größte Sorgfalt geboten. Reinigungsmittel, geöffnete Fenster, unterschiedliche Materialien oder Sonneneinstrahlung: Direkt vor einer Messung müssen spezielle Vorkehrungen beachtet werden, um die Messergebnisse nicht zu verfälschen. Um VOC-Werte sicher festzustellen, sind daher u.a. Klimaextreme zu vermeiden, erhöhte Keller- oder Estrichfeuchtewerte, Messung bei Sturm, Immissionen durch die Umwelt, unzureichende Feinstaubreinigung, Baustoffreste oder Möbel in Nebenräumen sowie geringes Ablüften.
Holz- oder Kunststoffoberflächen?
In den letzten einhundert Jahren wechselten die angewandten Baustoffe von ehemals Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Ziegel oder Sandstein hin zu künstlichen Baumaterialien wie Beton, Stahl und Glas. Hierbei hat sich ein baukultureller Wandel von Lowtech zu Hightech vollzogen. Das Ergebnis: In nahezu hermetisch dichten Gebäuden mit modernen Baustoffen existiert teils sehr trockene Raumluft. Kondensationsprobleme können die mikrobielle Belastung gerade auf glatten Oberflächen fördern und die Entstehung von „Persistern“, also resistenten Viren oder Bakterien begünstigen. Naturbaustoffe wie Holz, Lehm und Ziegel sorgen teils von vorneherein schon für eine gut klimatisierte Raumluftqualität in den Innenräumen und verhindern bzw. reduzieren mikrobielle Belastungen stark.
Optimaler Feuchtebereich für minimale gesundheitliche Nebenwirkungen.
Gesünder bauen und leben mit Holz.
Die sehr gute Humanverträglichkeit von Holz ist durch Tier- und Zellforschung sowie Probandentests eindeutig nachgewiesen worden. Egal, ob es sich nach einem Waldspaziergang die Blutwerte bessern, die positive Klimawirkung von in Holz gebauten Gebäuden auf die Bewohner oder die gute Verträglichkeit von Holzgeruch: Mit Holz bauen und in Holz leben ist einfach gesünder. Auf Kernholz der Kiefer sterben krankenhaustypische Keime schneller ab als auf Kunststoffoberflächen. Die Bakterienzahl korreliert mit der Absorptionskapazität des Holzes. Je mehr Absorption möglich ist, desto kürzer sind Bakterien nachweisbar. Dabei führen weder eine zunehmende VOC-Konzentration noch eine veränderte VOC-Zusammensetzung zu Auffälligkeiten bei Augen, Nase und Rachen. Japanische Forscher konnten nachweisen, dass 24 Stunden Aufenthalt im Wald dazu führen, dass die Anzahl der Killerzellen im Blut um 50% ansteigt.
Weitere Informationen:
https://www.holz-und-raumluft.de/
https://www.iquh.de/
Bildmaterial: Karl-Heinz Weinisch
Der Holzbau-Donnerstag
Der “Holzbau-Donnerstag” bietet drei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen: Jeden ersten Donnerstag im Monat findet “Der Werkvortrag” statt, jeden zweiten Donnerstag im Monat das Seminar “Im Detail” und jeden dritten Donnerstag im Monat das Seminar “Cluster Innovativ”. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.
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