Ostfildern, 25.05.2023: Beim Holzbau-Donnerstag von proHolzBW am 25. Mai 23 erhielten die Teilnehmer gleich zwei Perspektiven zum Thema „Laubholz-Wertschöpfungskette: Zwischen Nutzungsverboten und Nachfrageboom – Herausforderungen in der Laubholzverarbeitung“. Jan Hassan von der Firma Pollmeier Massivholz und Prof. Andreas Bolte vom Thünen Institut waren zu Gast beim Online Seminar Cluster Innovativ und stellten den aktuellen Stand von Anwendung und Marktlage von Laubholzprodukten dar.
Mit Buchenholz genauso schlank bauen wie mit Stahlbeton.
Jan Hassan von der Firma Pollmeier informierte die Teilnehmer über die Qualitäten von Laubholz als Baumaterial. In Form von Furnierschichtholz lassen sich mit Laubholz verschiedene Bauprodukte mit hoher Festigkeit erstellen. Ein T-Träger aus Stahl zum Beispiel kann durch einen BauBuche-Träger mit vergleichbarem Umfang ersetzt werden. Die CO2-Emissionen sind dabei um ein Vielfaches geringer. Aufgrund der Feuchteempfindlichkeit von Buche dürfen Produkte aus BauBuche nur in Klasse 1 (Innenbereich) und 2 (Überdacht) eingesetzt werden. Die BauBuche eignet sich vor allem für Dachtragwerke mit großen Spannweiten oder Anwendungen mit sichtbaren Oberflächen. Meilensteine sind hier zum Beispiel die Zentrale der Firma elo Bau, das mehrgeschossige Holzhochhaus Surstoffi in der Schweiz oder die SpareBank in Stavanger, Norwegen.
Nächste Generation Wälder zu 73% Laubholzarten
Aktuell steigt die Nachfrage nach nachhaltigen Holzprodukten. Immer mehr Laubholz wird zum Bauen, für die Möbelindustrie und für die energetische Verwertung eingesetzt. Aufgrund zunehmender Stilllegung von Waldflächen und hoher Naturschutzauflagen ist die Waldbewirtschaftung eines großen Teils der Buchenbestände jedoch zunehmend eingeschränkt, und damit auch die Verfügbarkeit von Rohholz zur Herstellung nachhaltiger Produkte aus Buchenholz. Das ist aktuell und in der Zukunft die eigentliche Herausforderung in der Laubholzverarbeitung.
Ein Blick in die „schmutzige Glaskugel“
Prof. Andreas Bolte vom Thünen Institut berichtete über die aktuellen Entwicklungen und zukünftigen Perspektiven in der Forstwirtschaft mit Fokus auf das Laubholzaufkommen. Den Einstieg ins Thema bildete eine Übersicht über die durch Extremwitterung ausgelösten Waldschäden der Jahre 2018-2020. Bei den betroffenen Regionen konnte kein belastender Einfluss durch Bewirtschaftung festgestellt werden. Bei diesen Schadflächen sind vor allem Fichten-Gebiete betroffen, aber zunehmend auch die Buche. Um die Waldbestände zu sichern, wären bis 2050 95.000 ha an Umbaufläche pro Jahr notwendig, aktuell sind es nur 22.000 ha. Das übergeordnete Ziel ist dabei immer auch die stärkere Verwendung von Schad- und Totholz, hier wurden von Herrn Bolte verschiedene Szenarien entworfen.
Ausblick: Kommt die „Laubholzschwemme“?
Bis zum Jahr 2050 wird mit einem Rohholzaufkommen von weniger als 50 Mio. m3 gerechnet, davon aber immerhin 20 Mio. m3 Schadholz im Zuge eines geänderten, mehrjährigen Schadregimes mit einem Zielanteil von über 40 %. Dabei können die Laubholz-Anteile das ab 2030 deutlich sinkende Nadelholzaufkommen nicht ausgleichen, teils auch unabhängig von in Zukunft umgesetzten Naturschutz-Szenarien und Einschlagbeschränkungen. Was ist generell die Folge der mittel- und langfristigen Entwicklungen? Nutzungskonkurrenzen, z. B. zwischen der stofflichen und energetischen Verwertung werden sich verstärken. Fakt ist, dass erweiterte Nutzungsoptionen für die effiziente stoffliche Verwertung von Laubholz dringend benötigt werden, denn ohne die gezielte Verwertung fehlt der Anreiz zum dringend benötigten Waldumbau. Die Beimischung von trockenheitstoleranten Nadelbaumarten wie Weisstanne oder Douglasie in Mischwäldern der Mittelgebirgslagen sollte konsequent vorangetrieben werden.
Der Holzbau-Donnerstag
Der “Holzbau-Donnerstag” bietet drei kostenfreie Formate, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen: Jeden ersten Donnerstag im Monat findet “Der Werkvortrag” statt, jeden zweiten Donnerstag im Monat das Seminar “Im Detail” und jeden dritten Donnerstag im Monat das Seminar “Cluster Innovativ”. Der Holzbau-Donnerstag ist eine Veranstaltung von proHolzBW im Auftrag der Holzbau-Offensive BW.
Mehr Info zur Firma Pollmeier Massivholz.
Mehr Info zum Thünen-Institut, Institut für Waldökosysteme.
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