15.11.2021
"Zeitlose und dauerhafte Ästhetik verbunden mit konstruktivem Holzschutz."
Sechzehnte Veranstaltung der Schulungsreihe „Holzbau Heute“ mit Jürgen Schaffitzel, Schaffitzel Holzindustrie GmbH & Co. KG.
Ostfildern, 15. November 2021: Das 1919 gegründete Sägewerk Schaffitzel Holzindustrie GmbH & Co. KG wurde Ende 2020 von Jürgen Schaffitzel an seinen Sohn Jörg übergeben, der das Familienunternehmen nun in der 4. Generation führt. Das Sägewerk wurde 1958 um den Bereich Ingenieurholzbau erweitert und beschäftigt heute knapp 70 Mitarbeiter. Herr Schaffitzel berichtete auf Basis dieser langjährigern Erfahrung und Expertise über die Themen Hallen- und Brückenbau, Kreativbau sowie die Herstellung von Brettschichtholz.
Warum Brettschichtholz?
Erläuterungen zu Herstellung und Qualität von Brettschichtholz boten beim 16. Termin der Veranstaltungsreihe „Holzbau Heute“ den spannenden Einstieg. Wie werden die Festigkeitsklassen von Lamellen bestimmt? Welche Schritte beinhaltet der Verarbeitungsprozess? Nach der Trocknung werden die Lamellen sortiert, Fehlstellen verkappt, gefräst, zusammengezinkt und verleimt. Nach der Aushärtung erhalten die BSH-Lamellen ihre hohe Festigkeit. Bei Schaffitzel werden so mit der innovativen Längsschwingungsmessung pro Tag etwa 50 m3 Lamellen sortiert und zu Brettschichtholz verarbeitet. Warum erfährt BSH im konstruktiven Holzbau so große Beliebtheit? Der Werkstoff ist flexibel und frei formbar und ermöglicht zum Beispiel die Konstruktion von zweifach gekrümmten, verdrillten Bauteilen. Es bietet sowohl dauerhafte Ästhetik als auch konstruktiven Holzschutz und ist durch seine hohe Festigkeit vielfältig einsetzbar. Holzoberflächen aus BSH generieren ein echtes Wohlfühlklima und bieten hervorragende Wärmeschutzeigenschaften ohne Wärmebrücken.
Hohe Wirtschaftlichkeit und positive Energiebilanz
Durch das geringere spezifische Gewicht von BSH bei gleichzeitig hoher Festigkeit fallen im Vergleich zu Beton oder Stahlbeton niedrigere Transportkosten an: Bei einem Betonträger wären im Vergleich 6 mal so viele Fahrzeuge notwendig wie bei Trägern aus BSH. Nicht nur im Brückenbau ermöglicht der hohe Vorfertigungsgrad von BSH kurze Bauzeiten. Die höhere Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Stahl macht sich auch im Holz-Hallenbau deutlich bemerkbar durch geringere Auflager und große Spannweiten von Brettschichtholz-Trägern bei geringem Eigengewicht. Am Beispiel der HBV-Brücke in Lohmar/Schiffarth zeigt sich außerdem die hervorragende Energiebilanz von Holzbrücken im Vergleich zu Stahl und Beton. Auch beim Vergleich der kapitalisierten Kosten schneidet die Variante der Holzbrücke besser ab als Aluminium, Stahl oder Stahlbeton.
Von der Grünbrücke bis zur Stuttgarter Holzbrücke
Neben den vielen spannenden Brücken, Hallen und Sonderbauten in Holzbauweise, die Jürgen Schaffitzel vorstellte, waren einige besonder beeindruckend. Dazu gehört die Grünbrücke bei Luckenwalde, die südlich von Berlin mit einer Länge von 52 Metern und einer Breite von knapp über 30 Metern eine Autobahn überspannt. Die Brücke aus Lärchenbrettschichtholz wurde an 2 (!) Wochenenden von 16 Mann in zwei Schichten montiert. Die Wildbrücke soll Wild ermöglichen, unversehrt, und ohne Unfälle zu verursachen, über die Autobahn zu gelangen. Lärmschutzwände wurden zusätzlich als Blendschutz angebracht. Beeindruckend auch das bekannte und ausgezeichnete Konzept der „Stuttgarter Holzbrücke“, hier für die Gartenschau Remstal im Jahr 2019. Die Brücke verfügt über kein Auflager, sondern integrale Stoßverbindungen und eine Unterkonstruktion aus Fichtenbrettschichtholz. Die Oberseite besteht aus einer Textilbetonplatte.
Herzlichen Dank an den Referenten und alle Teilnehmer! Wir freuen uns über die gelungene Veranstaltung und laden Sie ein, seien Sie dabei beim nächsten Termin „Holzbau Heute“ am 23.11.2021.
Zur Schulungsreihe Holzbau Heute
Mit der Holzbau-Offensive rückt die Landesregierung Baden-Württembergs das klimabewusste Bauen in den Fokus. Nachhaltiges Bauen und Betreiben unserer gebauten Umwelt ist ein wesentlicher und wirtschaftlicher Beitrag zur Klimawende. Das öffentliche Bauen hat dabei eine Vorbildfunktion. Kommunale Entscheider von Gemeinderäten bis Bürgermeistern und Land- oder Kreisräten sind ein wichtiges Bindeglied zu den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes. Öffentliche Bauvorhaben sind daher wichtige Botschafter für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Baukultur. Denn auch im Nichtwohnbau bietet Holz erstaunliche Konstruktionsvarianten. Intelligente Holzmischbauweisen speichern Kohlenstoff und sind die Lösung für Kindertagesstätten, Feuerwehrhäuser, Rathäuser, Kultureinrichtungen, Klinikbauten oder Schulen. Dazu werden zu allen relevanten Fragestellungen Fortbildungen angeboten, um Sie mit auf die Reise in den modernen Holzbau und die gebaute Zukunft zu nehmen. Corona-bedingt finden alle Termine digital statt.
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